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Kaderanalyse Teil I – Torhüter

Bereits zu Beginn der Vorbereitung hat der FC mit Philipp Pentke das gewünschte Torhüter-Quartett komplettiert – ohne es zu ahnen. Für die Kölner Keeper ist es eine Saison unter ganz neuen Voraussetzungen.

Wie bereits in den vergangenen Spielzeiten startet Steffen Baumgart mit einem Torhüter-Quartett in die neue Saison. Und doch sind die Vorzeichen komplett andere. Denn die Hierarchie ist genau definiert. Das muss aber kein Vorteil sein. Unsere Kaderanalyse Teil I: die Torhüter.

Herbert Bucco

Als Marvin Schwäbe vor zwei Jahren seinen Vertrag beim 1. FC Köln unterschrieb, waren die Voraussetzungen für den Torhüter eindeutig. Zwar kam Schwäbe als frisch gebackener dänischer Meister an den Rhein, doch der Keeper war ganz klar als Nummer zwei hinter Timo Horn definiert. Nummer zwei einer Mannschaft, die mit Mühe die Klasse gehalten hatte. Schwäbe akzeptierte die Rollenverteilung und stellte sich dem Konkurrenzkampf. 24 Monate später ist Schwäbe die unangefochtene Nummer eins, der Keeper hat in der vergangenen Spielzeit im internationalen Geschäft gespielt, die direkte Konkurrenz hat mittlerweile das Weite gesucht. Der 28-Jährige genießt das volle Vertrauen der Kölner Verantwortlichen, hat gerade erst einen doch überraschend langen Vertrag bis 2027 unterschrieben. Während Steffen Baumgart in den vergangenen Spielzeiten einen Konkurrenzkampf bewusst ausgerufen hat, hat der Kölner Trainer in dieser Sommerpause keinen Zweifel daran gelassen, dass es um die Rolle der Nummer eins keine Diskussion geben würde.

So haben die Kölner frühzeitig das Anforderungsprofil für die neue Nummer zwei definiert und gleichzeitig mehrfach kommuniziert, dass man eigentlich einen Mann für den Notfall, also für die Bank suche. Eine deutliche Ansage. Eine, die die Suche verständlicherweise erschwert hat. Tatsächlich hat sich Schwäbe diese Rolle in den vergangenen anderthalb Jahren aber auch hart erarbeitet. Der Kölner Keeper strahlte eine enorme Ruhe auf dem Platz aus, war ein meist sicherer Rückhalt und Schwäbe hat das Spiel des Trainers verinnerlicht. „Marvin hat in den letzten zwei Jahren sehr gut gearbeitet und sich ständig verbessert. Trotzdem muss er immer wieder Leistung bringen“, sagte Baumgart über seinen Keeper, den er durchaus im erweiterten Kreis der Nationalmannschaft sieht. Damit ist er nicht alleine. So erhielt der Kölner Torwart einen Anruf von DFB-Torwartcoach Andreas Kronenberg. Das Bundestrainer-Team hat Schwäbe ebenfalls auf dem Schirm.

Schwäbe ist im Statistikvergleich nicht absolute Spitze

Die reinen Zahlen sprechen aber eine andere Sprache. Nach der Statistik war Schwäbe in der vergangenen Saison alles andere als ein Überflieger. Der Kölner Keeper kassierte in der Liga 54 Gegentore. Nur die Torhüter der Abstiegskandidaten aus Bochum, Berlin, Schalke, Bremen und Hoffenheim mussten öfter hinter sich greifen. Mit einer Paradenquote von 60 Prozent befand sich der Kölner Torhüter auch in diesem Vergleich nur im unteren Drittel der Liga, genauso wie bei dem der vereitelten Großchancen. Hielt der Kölner Schlussmann in der Vorsaison noch 50 Prozent der Großmöglichkeiten (Platz zwei), waren es in dieser Spielzeit nur noch 35 Prozent. Das gilt dementsprechend auch für den deutschen Vergleich. Ob Janis Blaswich (RB Leipzig), Robin Zentner (FSV Mainz), Kevin Trapp (Frankfurt) oder Ralf Fährmann (FC Schalke) – gleich mehrere deutsche Torhüter befinden sich laut Statistik vor Schwäbe – und das nicht nur in der Bundesliga.

Auch bei den Datenscouts von Global Soccer Network (GSN) liegen andere deutsche Keeper vor Schwäbe. In die Analysen des Unternehmens, das internationale Spitzenklubs berät, fließen mehr als 15.000 Daten zu jedem einzelnen Spieler ein. Anhand dieser Leistungsparameter berechnet GSN einen Qualitäts-Index. Wenig überraschend liegt in dieser Statistik Marc-André ter Stegen vorne, dicht gefolgt von Manuel Neuer. Mit einer gehörigen Portion Abstand folgen Alexander Nübel sowie Bernd Leno und Kevin Trapp. Nach den reinen Leistungsparametern wird Schwäbe nur auf Rang 14 dieser Liste geführt. Allerdings weißt das Unternehmen auch darauf hin, dass „fußballerische Fähigkeiten und Eigenschaften nicht gleichzusetzen sind mit der Performance auf dem Spielfeld“, sagt Dustin Böttger, CEO von GSN. So könnten laut Index ausgewiesene Weltklassespieler über einen längeren Zeitraum schlecht performen, aufgrund ihrer Fähigkeiten seien sie aber weiterhin Weltklassespieler. „Ebenso können Durchschnittsspieler über einen längeren Zeitraum extrem gut performen, sie bleiben aufgrund ihrer Fähigkeiten trotzdem Durchschnittsspieler.“ So oder so hat Schwäbe in den vergangenen beiden Spielzeiten stark performt und sich den Nimbus der Nummer eins in Köln redlich verdient.

Pentke eine logische Nummer zwei

Mit Philipp Pentke haben die Kölner eine Nummer zwei gefunden, die dem Anforderungsprofil des FC entspricht. Der Keeper hat einen Einjahresvertrag unterschrieben, ist mit der Rolle des Ersatzes vollkommen zufrieden und verfügt über viel Erfahrung, wenn auch nicht auf aller höchstem Niveau. Er wird als absolut loyal beschrieben. Und: „Er passt gut in die Kabine und kann als Persönlichkeit etwas einbringen“, sagte Christian Keller unmittelbar nach der Verpflichtung. Zwar kam Pentke bei Hoffenheim nicht wirklich auf Einsatzzeit, dennoch haben die Kölner alles andere als die Katze im Sack an den Rhein gelotst. Keller kennt den Keeper noch aus der gemeinsamen Zeit in Regensburg und der FC hatte nun gut drei Wochen Zeit, sich von der Leistung, aber auch dem Charakter zu überzeugen. Keller betonte zudem, dass der Transfer leistungsbezogen begründet sei.

Auf den ersten Blick passt der 38-Jährige also ziemlich gut zum FC. Und dennoch birgt der Transfer auch seine Gefahren. Und das nicht etwa, weil eine unwahrscheinliche, aber dennoch mögliche Gefahr besteht, dass sich Marvin Schwäbe verletzt und Pentke einspringen muss. Vielmehr fehlt der gesetzten Nummer eins ein starker Herausforderer – zumindest wenn man den Ausführungen der Kölner Verantwortlichen glaubt. Das muss kein Nachteil sein. Fakt ist aber, dass Timo Horn dem 28-jährigen Schwäbe im Nacken saß und somit den Druck auf den Keeper erhöht hat. Natürlich ist Schwäbe Profi genug, sich nicht hängen zu lassen, alles für den Verein, für den Erfolg zu tun. Zumal ja auch das Thema DFB in Schwäbes Hinterkopf eine Rolle spielt. Und dennoch belebt Konkurrenz auch das Torhüter-Geschäft im eigenen Stall.

Nickisch und Köbbing komplettieren das Quartett

Mit Jonas Nickisch haben die Kölner zudem eine talentierte Nummer drei verpflichtet, die in der U21 Spielpraxis sammeln und sich in Köln entwickeln soll. Die erste Erfahrung am vergangenen Dienstag bei der 1:5-Pleite gegen Fortuna Köln war schon mal bitter. Allerdings ist die Perspektive des Keepers trotz seiner erst 19 Jahren beim FC vorerst begrenzt. Marvin Schwäbe steht noch bis 2027 unter Vertrag und das als Nummer eins. Im kommenden Sommer kehrt Jonas Urbig, ebenfalls aktuell 19 Jahre alt, als sichere Nummer zwei aus Fürth zurück. Sportdirektor Christian Keller hat bereits mehrfach betont, dass Urbig dann in den Konkurrenzkampf mit Schwäbe tritt. Damit sind die beiden Positionen eins und zwei in den kommenden Jahren wohl klar vergeben. Dementsprechend wird Nickisch bei den Profis vorerst keine Rolle spielen.

Genauso wenig wie Matthias Köbbing, der das Keeper-Quartett komplettiert. Auch der 26-Jährige wird wohl keine Einsatzzeit erhalten. Dennoch spielt Köbbing im Team eine außerordentliche Rolle. „Matthias ist ein richtig guter Typ und ein super Teamplayer, der auf dem Platz immer versucht, sein Bestes zu geben, sein eigenes Ego stets zurückstellt und das Wohl der Mannschaft im Vordergrund sieht. Mit dieser Haltung übernimmt er in unserem Team eine wichtige Vorbildfunktion und gibt gerade unseren jungen Spielern damit eine sehr wichtige Orientierung. Die Verlängerung seines Vertrages ist deshalb nur folgerichtig. Wir freuen uns sehr darüber“, sagte Christian Keller im Januar.

 

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