Luca Kilian blickt auf eine durchwachsene Saison zurück: Stammspieler, Platzverweise, Verletzungspause und Bankdrücker. Nun muss der 23-Jährige um einen Stammplatz kämpfen – doch das wird keine leichte Aufgabe.
Für einen kleinen Augenblick wird die Kölner Verantwortlichen wohl ein kurzer „nicht-schon-wieder“-Schock durchfahren haben, als Luca Kilian im Trainingslager in Maria Alm zu Boden ging. Der Innenverteidiger gab schnell Entwarnung, wollte sogar selbst weiterspielen, doch der Kölner Staff zog die Notbremse. „Pferdekuss am Oberschenkel. Das schmerzt natürlich“, diagnostizierte Steffen Baumgart und betonte, dass das nicht weiter schlimm sei. Dennoch nahm der Trainer den Spieler vorerst aus dem Training. Bereits beim Testspiel gegen RCD Mallorca stand Kilian wieder auf dem Platz. Für Luca Kilian ist es ein weiter Weg Richtung Stammelf.
Und dennoch löste dieser kurze Augenblick Erinnerungen aus. Anfang Januar war der Innenverteidiger ebenfalls in der Vorbereitung, ebenfalls zu Boden gegangen, Kilian war umgeknickt. Nach wenigen Tagen stand der Abwehrspieler wieder auf dem Platz, zog sich einen Muskelbündelriss zu und fiel dann monatelang aus. Es war der negative Höhepunkt einer für den gebürtigen Wittener ohnehin schwierigen Saison. Zwar hatte der 23-Jährige in der Hinrunde einen Stammplatz sicher. Das aber vor allem, weil sich Jeff Chabot bereits zu Saisonbeginn gegen Stuttgart eine Sprunggelenksverletzung zugezogen hatte und bis zur WM-Pause ausgefallen war. Kilian hatte jedoch schon in der Vorbereitung im vergangenen Sommer ungewohnte Schwächen gezeigt und dafür einen öffentlichen Rüffel des Trainers kassiert.
Auch die erste Phase der abgelaufenen Spielzeit verlief für Kilian alles andere als optimal. Zwar kam der Innenverteidiger auf seine Einsätze, dazu auf eine Passquote von 87.84 Prozent und war damit hinter Ellyes Skhiri der zweitsicherste Passgeber beim FC, Kilian gewann aber im Schnitt nur jeden zweiten seiner Zweikämpfe. Zudem fehlte dem 23-Jährigen die Souveränität, die ihn in seiner Premierensaison beim FC noch ausgezeichnet hatte und die die Kölner Verantwortlichen dazu bewogen hatte, die Kaufoption für den Abwehrspieler zu ziehen. Auch in der Conference League unterliefen ihm Fehler, die zu Gegentoren führten.
Platzverweise ärgerten Baumgart
Dabei hatte für Baumgarts Ziehsohn die Spielzeit mit einem Treffer gegen den FC Schalke 04 verheißungsvoll angefangen. Kilian trug sich auch in den folgenden Spielen in die Statistik-Bücher ein, allerdings vor allem mit zwei Gelb-Roten Karten. Gerade die gegen seinen Ex-Klub aus Mainz war besonders bitter. Kilian sah die Ampelkarte völlig übermotiviert bereits nach einer halben Stunde und hatte damit auch seinen Anteil an der herben 0:5-Klatsche. „Er muss den Laufweg mit seinem Gegenspieler einfach mitmachen, anstatt in den Körper zu gehen. Das ist ärgerlich, weil es nicht das erste Mal passiert“, ärgerte sich Baumgart nach der Begegnung.
Es folgte die Verletzung zu Beginn des Jahres und die Rückkehr dann Ende März. „Man sehnt sich danach, nach der langen Zeit in der Bundesliga mal wieder auf dem Platz zu stehen, denn das ist das Schönste der Welt“, sagte Kilian damals. Nur hielt sich die Zeit auf dem Platz in Grenzen. Ganze 24 Einsatzminuten hatte Kilian am Ende der Rückrunde aufzuweisen. „Am Ende entscheidet der Trainer, wen er aufstellt. Ich muss erstmal wieder reinkommen und versuche, mich dann so gut wie möglich anzubieten. Ich gebe natürlich weiterhin Gas, um ihm die Entscheidung so schwer wie möglich zu machen.“ Im Gegensatz zur vergangenen Saison muss Kilian also seinen Stammplatz nicht verteidigen, er muss ihn sich erst erkämpfen.
Starke Konkurrenz für Kilian
Das wird aber eine alles andere als leichte Aufgabe für den 23-Jährigen. Jeff Chabot hat sich durch eine überragende Saison festgespielt. Der 25-Jährige ist mittlerweile der unangefochtene Abwehrchef der Geißböcke. Chabot, für den der FC ebenfalls die Kaufoption gezogen hat, erzielte in der vergangenen Saison eine überragende Zweikampfquote von über 65 Prozent (Spitzenwert beim FC) und erreichte eine Passquote von 86.9 Prozent (nur Skhiri und Kilian waren besser). Mit seiner konsequenten, aggressiven Spielweise hat der Innenverteidiger die Kölner Defensive stabilisiert, ist einer der besten Abwehrspieler der vergangenen Saison gewesen. „Ich denke, er ist jetzt einfach viel agiler und deshalb noch mehr in der Lage, seinen mächtigen Körper auch wirklich einzusetzen und traut sich, noch mehr nach vorne zu verteidigen“, sagte Christian Keller im Frühling. „Wenn er dann im Infight ist, ist es natürlich unangenehm gegen ihn. Jetzt ist er ein deutlich beweglicherer Türsteher oder Kühlschrank.“
Chabot stellte mit seinen Leistungen sogar Timo Hübers ein wenig in den Schatten. Zwar überzeugte auch Hübers in der Vorsaison, erreichte ebenfalls eine gute Zweikampf- und Passquote, der 27-Jährige spielte allerdings nicht konstant auf dem gleichen Niveau wie sein Nebenmann. Im Zuge der Vertragsverlängerung forderte Christian Keller mehr Verantwortung von Hübers – auf und neben dem Platz. Es spricht zurzeit also viel für das Duo Chabot/Hübers. Zumal Kilian auch in den aktuellen Vorbereitungsspielen nicht ohne Fehler blieb, das 0:1 gegen Hannover verursachte. Immerhin hat der Innenverteidiger weiterhin das Vertrauen seines Trainers. Dieser hatte sich im vergangenen Jahr für eine feste Verpflichtung stark gemacht. „Ich möchte den Jungen unbedingt“, hatte Baumgart damals gesagt. Er hat ihn bekommen.
Rekord-Transfers
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