Seit genau einem halben Jahr ist Jan Thielmann Stammspieler auf der Position des Rechtsverteidigers. Anfreunden kann sich das Eigengewächs mit der Rolle nicht. Doch es fehlen die Alternativen beim 1. FC Köln: Jan Thielmann als Rechtsverteidiger funktioniert bislang noch nicht.
Es galt eigentlich als eine gute Idee von Timo Schultz. Auch Steffen Baumgart hatte ihn schon auf die Verteidigerposition beordert. Doch aktuell ist es eine Schwachstelle beim 1. FC Köln: Jan Thielmann als Rechtsverteidiger funktioniert bislang einfach noch nicht. Doch den Kölnern fehlen auch die Alternativen.
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Robust im Zweikampf ließ Jan Thielmann seinen Gegner stehen, nahm Tempo in der eigenen Hälfte auf und trieb die Kugel durchs Zentrum. Gut 25 Meter vor dem Tor entschied sich das Kölner Eigengewächs für den Abschluss und schickte den Ball Richtung Oberrang – eine Szene mit Symbolcharakter. Die zweitschlechteste Zweikampfquote, die zweitschlechteste Passquote der FC-Spieler, die meisten Fouls am Gegner – so wirklich viel wollte dem 22-Jährigen am Sonntagnachmittag im Heimspiel gegen den Karlsruher SC nicht gelingen. Mehr als die Hälfte aller gegnerischen Angriffe liefen über Thielmanns Seite, wenn auch keiner von ihnen zum Gegentor fühte. Thielmann war wohl der größte Unsicherheitsfaktor in der insgesamt schwachen Defensive der Kölner.
Beste Leistungen bislang im rechten Mittelfeld
Da dem 22-Jährigen aber im Gegensatz zu seinem Gegenüber Leart Pacarada auch in der Offensive nicht viel gelang, fiel die schwache Leistung des U21-Nationalspielers besonders auf. Mal wieder. Und immer mehr stellt sich bei den Beobachtern das Gefühl ein, dass das kolportierte „Experiment“ gescheitert ist oder zumindest dringend überdacht werden sollte. Vor exakt einem halben Jahr beorderte Timo Schultz den gelernten Offensivspieler aus der Sturmspitze auf die rechte Verteidigerposition. Ein weiter Weg. Ein Weg, der auch nicht unbedingt als die Norm im Profifußball angesehen wird. Nur wirkte Thielmann auch in der Spitze alles andere als gut aufgehoben. Der 22-Jährige ist in den vergangenen Jahren zu so etwas wie zur Kölner Allzweckwaffe geworden, spielte auch schon auf der linken Seite, sogar hinter den Spitzen.
Seine besten Leistungen rief Thielmann wohl im rechten Mittelfeld ab und von dort ist es dann eben doch nicht so weit auf die Verteidigerposition. Zumal das Eigengewächs diese Rolle ja auch schon im Nachwuchs der DFB-Auswahl gespielt hat, bevor Schultz die gleiche Idee hatte. Eine Idee, die auch auf Zustimmung traf. „Ich bin ein Befürworter davon, dass Thielmann rechts verteidigt“, hatte unter anderem Matthias Scherz vor einem halben Jahr auf einer Veranstaltung des „Kölner Stadt-Anzeiger“ gesagt. Und: „Er hat ein sensationelles Zweikampfverhalten durch seinen niedrigen Schwerpunkt, kann super gegen schnelle Spieler agieren und mit seinem Tempo auch selbst ins Eins-gegen-eins gehen und über die Seite marschieren. Die Position ist vakant, da kann er auch Nationalspieler werden.“
Struber fehlen die Alternativen
Kein Wunder also, dass der Youngster den Vortritt vor den gelernten Rechtsverteidigern Rasmus Carstensen und Benno Schmitz erhielt. Oder? Ein halbes Jahr später sieht die Realtität aber anders aus. Thielmann weist nach wie vor große Probleme im Stellungsspiel auf und gerade das Zweikampfverhalten scheint eine Schwachstelle zu sein. Schon gegen den HSV bekam der Youngster seine Grenzen aufgezeigt, auch gegen Elversberg und Schalke war Thielmann nicht wirklich sattelfest. Dabei arbeitet der 22-Jährige schon mit in die Offensive, liegt ligaweit auf Rang vier der meisten Flanken aus dem Spiel heraus. „Er hat viele Phasen gespielt in den vergangenen Wochen, wo er sehr sehr gute Momente in der neuen Rolle hat“, sagte Gerhard Struber am Sonntag nach dem 4:4.
Wohl auch, weil er nicht gerade viele Alternativen hat. Carstensen blieb nach seiner Einwechslung einmal mehr blaß, scheint in den Augen von Struber ohnehin keine große Rolle zu spielen. Es drängt sich der Eindruck auf, dass man die Kaufoption des Dänen gezogen hat, um für den Verletzungsfall von Thielmann gerüstet zu sein. Schmitz hat den Verein verlassen. Mit Sicherheit ist diese Position eine, auf der der FC im Winter nachbessern will, anscheinend sogar muss. Denn Thielmann ist bislang nicht in die Rolle reingewachsen. „Es gilt, weiter dran zu bleiben, sich mit ihm zu beschäftigen und zu wachsen. Wir haben heute gesehen, dass er nicht immer auf der Ebene war, wo wir uns den Jan Thielmann wünschen“, sagte der Trainer erstaunlich kritisch. Und auch für für den U21-Nationalspieler gibt es aktuell nur wenige Alternativen. Das Spiel mit den Achtern auf den Halbpositionen kommt dem Youngster zumindest nicht entgegen.
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