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Guirassy: Vom FC-Entwicklungsspieler auf Juves Wunschzettel

Am Samstag kehrt Serhou Guirassy nach Köln zurück. 2016 verpflichteten die Kölner Verantwortlichen den Stürmer, in der Hoffnung ihn entwickeln zu können. Das gelang dem FC nicht. Nun, sieben Jahre später ist er der Top-Torjäger der Liga und wird von Klubs wie Juventus Turin umworben.

Seine vergebene Chance gegen Werder Bremen 2017 wird den meisten Kölnern noch im Sinn sein. Serhou Guirassy überzeugte beim FC eher selten. Aktuell startet der Stürmer durch. Serhou Guirassy: Vom FC-Entwicklungsspieler auf Juves Wunschzettel.

Möglicherweise war Peter Stöger seiner Zeit im Jahr 2016 schon ein wenig voraus. Seine Worte würden zumindest auch heute noch perfekt zum FC, zu Steffen Baumgart und Christian Keller passen. „Wir wollen ihn als jungen Spieler bei uns weiterentwickeln, wir glauben an sein Potenzial“, sagte der damalige Kölner Cheftrainer, als Serhou Guirassy seinen Vertrag bei den Geißböcken unterschrieb. Der Stürmer war damals zarte 20 Jahre alt, also im besten Entwicklungsalter, hatte zunächst Probleme mit dem Medizincheck und wurde dann für (damals wohl nicht sonderlich verwunderlich) fünf Jahre verpflichtet. 3,8 Millionen Euro soll das Talent, der damalige U20-Nationalspieler Frankreichs gekostet haben.

Der Wunsch des Entwickelns hielt sich für die Kölner aber in Grenzen. Auch, weil der Offensivspieler oft verletzt war, sehr oft. Guirassy kam in zweieinhalb Jahren auf 45 Einsätze, erzielte in diesen neun Tore und bereitete zwei vor. Wirkliche Torgefahr strahlte der junge Stürmer zu Beginn der FC-Zeit nur selten aus, vielmehr fiel er in dieser Phase mit technischen Schwierigkeiten auf. So wie beim 0:0 gegen Werder Bremen im Oktober 2017. Eine flache Hereingabe von Tim Handwerker schoss der frei stehende Franzose erstaunlich weit über anstatt ins leere Tor. Erstaunlich, weil er eigentlich nur einen Meter vom Kasten entfernt stand und Werder-Keeper Jiri Pavlenka längst geschlagen war. Guirassy fehlte die Technik, dabei war unbestritten, dass er ein Rohdiamant war. Dennoch: zu wenig Entwicklung, vielleicht auch eine zu langsame für den ambitionierten Aufstiegskandidaten. Bestimmt auch, weil sein späterer Trainer Markus Anfang in ihm eher einen Außenspieler als einen Stürmer sah.

Guirassy wird zur Stuttgarter Lebesnversicherung

Das Duo Simon Terodde und Jhon Cordoba war gesetzt und die Rückkehr von Anthony Modeste wohl nur noch eine Frage der Zeit. Der Franzose war bereits in Köln, wartete noch auf die Spielgenehmigung. Der FC suchte einen Abnehmer für Guirassy und fand ihn beim SC Amiens. „Dieser Wechsel ist für beide Seiten eine gute Lösung. Serhou ist ein junger, talentierter Spieler, der für seine Entwicklung regelmäßige Spielpraxis benötigt. Die können wir ihm derzeit nicht bieten“, hieß es damals von Kölner Seiten. Worte, die ebenfalls von Christian Keller hätten stammen können, aber von Armin Veh, dem damaligen Sportdirektor ausgesprochen wurden.

Zur guten Lösung wurde die Leihe in erster Linie allerdings für Amiens. Denn die Vertragspartner hatten eine Kaufpflicht in dem Kontrakt verankert, die im Falle des Klassenerhalts der Franzosen greifen würde. So musste der SC den Stürmer verpflichten. Sechs Millionen Euro brachte der Verkauf den Geißböcken und damit nicht einmal die Hälfte von dem, was die Franzosen für den Stürmer einstrichen. Denn nach anderthalb Jahren und neun Saisontoren wechselte der Stürmer zu Stade Rennes, für 15 Millionen Euro. Bis heute ist nicht vollends geklärt, ob die Kölner noch einmal mit verdienten. Auf eine ordentliche Spielzeit 20/21 folgte eine durchwachsene beim französischen Erstligisten. Die Leihe zum VfB Stuttgart wurde möglich. Der schlaksige Stürmer sollte die Nachfolge von Sasa Kalajdzic antreten, wurde aber so viel mehr. Mit elf Toren in 22 Spielen war Guirassy plötzlich die Lebensversicherung der Schwaben.

Juve soll an Guirassy interessiert sein

Und diese ließ sich der VfB nicht nur in diesem Sommer als Kaufoption rund neun Millionen Euro kosten. Dem Vernehmen nach wurde mit der Unterschrift das Gehalt ordentlich in die Höhe geschraubt. So sehr, dass die ersten namhaften interessierten Klubs erschrocken das Portemonnaie wieder geschlossen haben. Unter anderem waren der FC Fulham und Ajax Amsterdam im Sommer an einer Verpflichtung interessiert. Nun bleibt der Stürmer in Stuttgart. Zum Glück für die Schwaben. Denn Guirassy hat in den ersten fünf Saisonspielen zehn Tore geschossen, den VfB damit jetzt schon in erstaunlich ruhige Fahrgewässer geführt. Ein Konkurrent im Abstiegskampf wird Stuttgart für den FC in dieser Saison wohl nicht mehr. Und Guirassy hat weiteres Interesse geweckt. Wie gleich mehrere italienische Medien berichten, ist unter anderem Juventus Turin an dem einstigen Entwicklungsspieler der Kölner interessiert, er soll eine Ausstiegsklausel in Höhe von 20 Millionen Euro besitzen. Gut möglich, dass es den Angreifer schon im Winter Richtung Italien zieht. Der Marktwert wird von Gool.ai mittlerweile auf 18 Millionen Euro gerechnet. Allerdings soll es beim VfB angeblich Überlegungen geben, Guirassy die Ausstiegsklausel abzukaufen.

Aber was macht den Stürmer so stark? In erster Linie ist die Torquote von zehn Treffern in fünf Spielen mehr als nur beeindruckend. Zumal er sowohl aus der Distanz, mit dem Kopf und als Abstauber traf. Guirassy hat ein beeindruckendes Stellungsspiel, aktuell ein Gespür für die richtigen Laufwege und er findet immer wieder die Räume, um zu Chancen zu gelangen. Dabei initiiert er diese auch selber, tritt als Torschussvorlagengeber in Erscheinung. Er ist stark im Eins-gegen-eins, das er auch immer wieder sucht und absolviert erstaunlich viele Sprints. In den vergangenen Jahren hat der Angreifer zudem massiv an seiner Physis gearbeitet. Die aktuell einzig offenkundige Schwäche ist die Defensivarbeit des Angreifers.

Die Entwicklung war so natürlich nicht abzusehen

Vom Kölner Chancentod auf den Wunschzettel von Juventus Turin – hat der FC bei diesem Transfer also alles falsch gemacht? Das ist definitiv zu einfach gedacht und im Nachhinein leicht zu sagen. Auch, wenn es den Anschein macht, als habe der FC Millionen in den Wind gesetzt. Nicht jeder junge Spieler schlägt ein. Als der FC Guirassy ziehen ließ, war die heutige Entwicklung beim besten Willen nicht abzusehen. Und auch in der Folgezeit in Frankreich war der Stürmer kein schlechter Spieler, aber bislang eben bei keiner Station ein überragender. Nicht umsonst konnte der VfB Guirassy problemlos ausleihen. Rennes hatte damals für knapp 50 Millionen Euro zwei Angreifer verpflichtet, Guirassy drohte die Bank, wenig Einsatzzeit – nur noch die Rolle des Jokers.

Der Stürmer erzielte zwar auch in der Vorsaison elf Tore, die technischen Schwierigkeiten schimmerten aber auch in der vergangenen Spielzeit immer wieder durch. Unterm Strich kassierten die Kölner mindestens sechs Millionen Euro für einen Spieler, den sie für vier Millionen verpflichtet hatten und der in Köln aus diversen Gründen nicht zünden wollte. Für die damalige Zeit ein guter Deal. Der FC hat zumindest schon schlechtere eingefädelt. Am Samstag kehrt der Angreifer zurück nach Köln. Mit Akteuren wie Benno Schmitz, Dominique Heintz und Florian Kainz trifft er auf einige alte Bekannte. Ob das hilft, den Angreifer in den Griff zu bekommen, wird man dann sehen.

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