,
Startseite » Warum Pentke für den FC mehr als eine Notlösung ist

Warum Pentke für den FC mehr als eine Notlösung ist

Nachdem sich die Torwartsuche beim 1. FC Köln sehr schwer gestaltet hat, haben die Geißböcke nun Philipp Pentke unter Vertrag genommen. Zwar fiel die Entscheidung sehr spät, sie ist aber alles andere als eine Notlösung.

Seit Ende April ist der Abschied von Timo Horn beim 1. FC Köln bekannt. Die langjährige Nummer eins kündigte früh seinen Weggang von den Geißböcken an. Dass die FC-Verantwortlichen in den vergangenen drei Monaten keinen Ersatz gefunden haben, hat mehrere Gründe. Die Verpflichtung des bisherigen Trainings-Keepers wird in den Sozialen Medien dementsprechend diskutiert. Der Eindruck eines Lückenfüllers wird beschrieben. Stimmt das? Warum Philipp Pentke für den FC aber mehr als eine Notlösung ist.

Philipp Pentke könnte beim FC eine Option werden
Bild: Herbert Bucco

Zugegeben, bei der Suche nach einer neuen Nummer zwei hat der FC keine besonders glückliche Figur gemacht. Seit drei Monaten ist bekannt, dass Timo Horn den FC nach mehr als zwei Jahrzehnten verlassen würde. In der Theorie hatten die Kölner Verantwortlichen also viel Zeit, einen adäquaten Ersatz für den gebürtigen Kölner zu finden. In der Theorie: Denn zum einen kam die von der Fifa auferlegte Transfersperre dazwischen, zum anderen stand sich der FC bei der Suche im Grunde selbst im Weg. Und das durchaus beabsichtigt. Denn das Anforderungsprofil an die neue Nummer zwei war zwar sehr kompliziert und dennoch mehr als logisch und wohl auch notwendig. „Wir wollten einen Torwart, der auf jeden Fall in der Lage ist, zu spielen, wenn er spielen muss. Denn die Nummer eins ist mit Marvin Schwäbe klar besetzt. Wir wollten einen Torwart, der bereit ist einen Einjahresvertrag zu unterschreiben. Jonas Urbig kommt ja zurück. Wir wollten einen Torwart, der gut in die Kabine passt, weil er die Persönlichkeit mit einbringen kann“, erklärte Christian Keller am Dienstag.

Kaderplanung auf Sicht

De facto haben sich die Kölner in einer Art Zwickmühle befunden. Der FC hat sich frühzeitig zu Marvin Schwäbe bekannt, dem Keeper mit einem langjährigen Vertrag das absolute Vertrauen ausgesprochen. In der Tat hat der Torwart in den vergangenen anderthalb Spielzeiten bewiesen, warum die Kölner Verantwortlichen an ihm festhalten. Die Position der Nummer eins ist somit eindeutig vergeben. Ein Duell Mann gegen Mann, wie ihn FC-Trainer Steffen Baumgart noch vor zwei Spielzeiten ausgerufen hatte, ist in dieser Saison somit gar kein Thema. Das wusste auch Horn, der sich keine große Hoffnungen mehr gemacht und auch aus diesem Grund seinen Heimatklub verlassen hat. Durch die Transfersperre mussten die Kölner aber abwarten. Auch, um eine Entscheidung im Fall von Jonas Urbig zu treffen. Wäre die Sperre nicht ausgesetzt worden, hätten die Kölner den Keeper behalten. „Nachdem diese aufgehoben war, war uns klar, dass diese strategische Kaderplanung nochmal höher zu bewerten ist, wie eine kurzfristige Sicht“, so Keller.

Denn mit Urbig verfügt der FC über einen der talentiertesten Keeper des Landes. Das Potenzial ist enorm, auch Experten schätzen die Qualitäten des Torhüters als extrem hoch ein. Das weiß natürlich auch Urbig, der in der vergangenen Spielzeit erste, aber auch gute Erfahrungen als Profi-Keeper in der 2. Bundesliga bei Jahn Regensburg sammeln konnte. Ein fester Posten im Regionalliga-Team wäre für den 19-Jährigen ein sportlicher Rückschritt gewesen, der Platz auf der Bank der Profis hätte die Entwicklung des Spielers aber ausgebremst. Eine Leihe zu einem Zweitligisten, bei dem er Spielpraxis sammeln würde, ist also die sinnvollste Variante. Da der Vertrag des Youngsters aber im kommenden Sommer ausgelaufen wäre, wollten die Kölner mit dem Talent verlängern, mussten ihm aber auch eine Perspektive bieten. Und die sieht ihn als direkten Schwäbe-Konkurrenten in der kommenden Saison vor.

Pentke nur ein Lückenfüller?

Somit war auch klar, dass die Kölner einen Torwart suchten, der sich die unanfechtbare Ersatzkeeper-Rolle für genau ein Jahr vorstellen könnte. Kein Wunder also, dass sich der FC gleich einige Körbe abgeholt hat. Nun ist es also Philipp Pentke geworden. Der 38-Jährige hat bereits die Vorbereitung bei den Kölnern absolviert, eigentlich um die Trainings-Vakanz zu beheben. Der Eindruck des Lückenfüllers wird in den Sozialen Medien heftig diskutiert. Dabei haben die Kölner Verantwortlichen recht früh ganz offen und transparent, den Plan mit dem Keeper kommuniziert. Ihm klar gemacht, dass man erst mit anderen Torhütern sprechen würde.

Keller betonte, dass man sich nicht im Klaren darüber war, ob Pentke mit 38 Jahren noch das Tempo der Profis mitgehen könne. „Es war schon ein Gedanke, ob ein 38-Jähriger diese Trainingsintensität gehen kann, die wir gehen möchte. Das kann er“, sagte Keller. Und: „Ich habe bei Regensburg 2019 einen Torwart verpflichtet, der hat in der letzten Saison Champions League und um die deutsche Meisterschaft gespielt. Alexander Meier hatte vor der Verpflichtung drei Jahre überhaupt kein Spiel gemacht und war davon auch noch ein Jahr verletzt. Er ist dann direkt Stammtorhüter geworden und anschließend zu Borussia Dortmund gewechselt. Spielpraxis ist beim Torwart vielleicht nicht ganz so entscheidend.“

Und der Sportdirektor macht ganz klar: „Diese Entscheidung war am Schluss eine leistungsbezogene Entscheidung“, so Keller. „Wir waren nach den Trainingseindrücken, die der Philipp hinterlassen hat, der Meinung, dass wir keine anderen Spieler mehr angucken müssen, weil er es einfach so gut gemacht hat.“ Heißt: Der FC hat sich drei Wochen die Leistungen des Torhüters angeschaut und sie für qualitativ ausreichend befunden. Pentke hatte drei Wochen Zeit, sich sportlich und menschlich zu bewerben. Das ist ihm offenbar gelungen. Dafür spricht auch, dass sich der FC jetzt entschieden hat. Denn der Transfermarkt ist noch bis zum 31. August geöffnet, genug Zeit, um eine Nummer zwei zu finden. Gerade auf der Position der Torhüter befindet sich halb Europa zudem in einem Transferstau, der eine Art Domino-Effekt auslösen würde.

Win-Win-Situation

Fakt ist: Pentke blickt mit seinen 38 Jahren auf viel Erfahrung zurück, wenn auch nicht auf höchstem Level. Der in Freiberg geborene Keeper absolvierte seine fußballerische Ausbildung bei Dynamo Dresden, wechselte im Alter von 18 Jahren zu 1860 München, später folgten Stationen beim FC Augsburg, bei Energie Cottbus, dem Chemnitzer FC, Jahn Regensburg und zuletzt bei der TSG Hoffenheim. Ein steiniger Weg für den Keeper, der erst mit 32 Jahren sein Debüt in der 2. Bundesliga gab – ausgerechnet in Regensburg, wo er mit Christian Keller zusammenarbeitete. Das Bundesliga-Debüt folge im Januar 2020 für Hoffenheim gegen Eintracht Frankfurt. Insgesamt spielte Pentke acht Mal Bundesliga, trat für die TSG sogar in der Europa League gegen Gent an. Laut den Datenanalysten von Global Soccer Network liegen Pentkes Stärken im Eins-gegen-eins und in den Reflexen. Zudem verfügt er über eine enorme Sprungkraft. Er hat allerdings seine Probleme beim Herauslaufen und bei hohen Bällen. Seine Führungsqualitäten, seine Persönlichkeit sprechen eindeutig für den 38-Jährigen.

Der Keeper wird zudem wissen, dass es in seinem zarten Alter wohl die letzte Chance auf ein wenig Bundesliga-Luft, wenn auch auf der Bank, ist. Er gab sich in Hoffenheim mit der Rolle der Nummer zwei und später auch der Nummer drei zufrieden, war offenbar dennoch eine wichtige Stimme für die Mannschaft – auf und neben dem Platz. Auch das scheint den Kölner Verantwortlichen positiv aufgefallen zu sein. Dass Keller und Co. sich nun um- und für Pentke entschieden haben, ist vollkommen legitim und logisch erklärbar. Natürlich ist es möglich, dass Pentke am Ende des Tages die Notlösung der Kölner ist, es ist aber genauso möglich, dass sich die Kölner einfach von den Qualitäten des 38-Jährigen überzeugen ließen.

 

Folgt uns auf:

Schreibe einen Kommentar