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Florian Kainz und die kuriose Elfmeter-Vorahnung

Mit seinen zwei verwandelten Elfmetern avancierte Florian Kainz zum Matchwinner gegen Gladbach. Als hätte er es geahnt, hat der Mittelfeldspieler diese noch am Tag vor dem Derby trainiert.

Zwei Mal brachte Florian Kainz den FC mit verwandelten Strafstößen gegen Gladbach in Führung. Zwar verschoss der Kölner Kapitän auch einen, die Wiederholung verwandelte der Österreicher aber wieder souverän. Und das kommt nicht von ungefähr. Der Kölner Spielführer trainierte am Tag vor dem Derby den Schuss vom Punkt. Aber war da nicht etwas beim 1. FC Köln: Florian Kainz und die Elfmeter?

Den ersten Trost erhielt Florian Kainz ausgerechnet vom Schiedsrichter. Jenem Schiedsrichter, der gerade seinem Elfmeter die Gültigkeit verwehrt hatte. Als der Kölner Kapitän enttäuscht, leer auf den Boden starrte, klopfte ihm der Unparteiische Daniel Schlager aufmunternd auf die Brust. Florian Kainz hatte sich an jenem Abend im Januar 22 den Ball an die Ferse des anderen Fußes geschossen, von dort aus senkte er sich in einer seltsamen Flugkurve Richtung Tornetz. Doch der Treffer entsprach nicht den Regularien, Schlager konnte ihn nicht zählen lassen, der FC schied im Elfmeterschießen im DFB-Pokal gegen den Hamburger SV aus. Ein bitterer Moment für den FC, der das Viertelfinale verpasste, für Trainer Steffen Baumgart, dessen großer Traum vom Finale in Berlin geplatzt war, aber vor allem für Florian Kainz, der sichtbar angeschlagen über den Platz schlich. „Die Nacht wird nicht schön werden. Das ist für mich persönlich eine schwierige Geschichte, aber ich werde damit umgehen können. Es wird weitergehen“, sagte Kainz damals.

Kainz übernimmt Verantwortung

Es ging natürlich weiter. Für den FC, für Kainz. Und mittlerweile ist der Österreicher Kapitän der Kölner, im Grude also in der Pflicht Verantwortung auf dem Feld zu übernehmen. Genau das wurde dem Mittelfeldspieler aber als große Bürde ausgelegt. Seine Formschwäche mit dem Amt in Verbindung gebracht. „Das Amt ist zwar medial ein Riesenthema, seit Jonas bekannt gegeben hat, dass er aufhört. Andererseits wird mir von der Vereinsseite überhaupt kein Druck gemacht“, sagte Kainz nun auf der Vereinshomepage der Kölner. „Wir haben insgesamt eine super Mannschaft – super Führungsspieler. Ich versuche, Verantwortung zu übernehmen und voranzugehen, aber es lastet nicht allein auf mir“, so Kainz weiter. „Aber bei uns geht es um die Mannschaft. Wie wir zusammenstehen und mit solchen Zeiten umgehen, bestätigt, was der Trainer uns von Beginn an sagt. Dass es ums Team geht und nicht um einzelne Personen.“ 

Als einzelne Person stand Kainz gegen Gladbach aber am Punkt und das genau drei Mal, wohlwissend, welche Bedeutung eine Kölner Führung und die bei Versuch zwei und drei auch noch in Überzahl haben würde. Wohlwissend, dass alleine im Stadion rund 50.000 Fans die Augen auf ihn gerichtet hatten. „Es geht dabei auch um Verantwortung. Es ist ja abgesprochen, dass ich schießen darf. Darüber freue ich mich, weil es eine Bestätigung für mich ist“, so der 31-Jährige. So nahm sich Kainz den Ball traf zum 1:0 und verschoss beim Stand von 1:1 zunächst den zweiten Strafstoß. Möglicherweise hat sich in diesem Moment der ein oder andere Fan einen anderen Schützen gewünscht, der Kopf wird sicherlich eine Rolle gespielt haben. Unter anderem bit sich Davie Selke an. Aber: „Es war meine Aufgabe. Ich habe mich auf die Situation konzentriert und versucht, in meinen Abläufen zu bleiben und den Ball reinzuschießen“, sagte der FC-Kapitän, der mittlerweile in der Bundesliga schon sieben Mal vom Punkt getroffen hat – insgesamt drei Mal gegen die Fohlen.

Kainz hatte Elfmeter am Tag vor dem Derby trainiert

Und Kainz war im Grunde auch prädestiniert für die Aufgabe. Zum einen, weil Experten sagen, dass es genau eben jene Pflichttypen wie Kainz braucht, um sich dieser Verantwortung beim Strafstoß zu stellen. Zum anderen, weil der Mittelfeldspieler offenbar geahnt hat, dass die Elfmeter eine Rolle würden spielen können. Beim Abschlusstraining am Tag vor dem Derby hatte Kainz die Schüsse vom Punkt noch einmal explizit trainiert. „Ich schieße oft unter der Woche nach dem Training alleine noch zwei, drei Elfmeter. Ich nehme mir Marvin oder Köbbi und teste meinen Schuss. Das mache ich regelmäßig. Aber so viele Elfmeter – speziell im Abschlusstraining – schieße ich normalerweise nicht“, erklärte der 31-Jährige und gab an, nicht zu wissen, warum er es ausgerechnet vor dem Derby getan hat.

Wie wichtig genau dieses Training ist, beschrieb Professor Daniel Memmert von der Sporthochschule Köln schon mehrfach in seinen Büchern. „Elfmeterschießen ist eine definierte Aufgabe, und die kann man trainieren, die Ausführung, die Abläufe“, sagte der Wissenschaftler einst der Hessisch/Niedersächsischen Allgemeinen. „Automatisierungstraining hilft, weil unbewusste Prozesse ablaufen können. Diese sind relativ stabil und stressresistent.“ Diese Stressresistenz bewies Kainz, als er dann die Wiederholung seines zweiten Elfmeters souverän verwandelte und den FC somit auf Kurs brachte. Der Fehlversuch aus Hamburg war in diesem Moment nicht präsent.

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