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Saisonausblick: Der Umbruch wird zur Herausforderung

Mit dem Pokalspiel gegen den VfL Osnabrück beginnt für den 1. FC Köln am Montag die neue Saison. Die Abgänge von Ellyes Skhiri und Jonas Hector werden die Kölner nur schwer kompensieren können. Wieder einmal ist Steffen Baumgart als Entwickler gefragt.

Die Anzahl der Abgänge und die der Neuzugänge ist beim 1. FC Köln eigentlich überschaubar. Und dennoch erhält der FC in der kommenden Saison ein neues Gesicht. Leistungsträger haben den Klub verlassen, gleich mehrere Spieler sollen Verantwortung übernehmen. Der Saisonausblick zeigt, dass der Umbruch zur Herausforderung wird.

Als sich die vergangene Spielzeit auf die Zielgerade zu bewegte, überschlugen sich beim 1. FC Köln die Ereignisse. Dabei war es nicht ein möglicher Abstieg, der die Sorgenfalten auf die Stirn der Kölner Verantwortlichen trieb, der FC war schließlich so gut wie gerettet. Vielmehr waren es Entscheidungen, deren Folgen Christian Keller und Co. bis in die neue Spielzeit begleiten würden. Jonas Hector verkündete seinen Abschied, Ellyes Skhiri betonte weiterhin seine Wechselgedanken und die FIFA verhängte eine harte Strafe. Unterm Strich waren die Vorzeichen für die neue Spielzeit also keine guten. Auf der einen Seite der Weggang der wichtigen Säulen, auf der anderen Seite keine Planungsmöglichkeit oder -sicherheit, was den Kader 23/24 anging. Zielführende Gespräche konnten die Kölner mit möglichen Neuzugängen jedenfalls lange nicht führen.

Großer Aderlass, neue Talente

Einige Wochen später befindet sich der FC bei der Kaderplanung auf der Zielgeraden, die großen Baustellen sind gestopft, es soll noch ein Spieler für die Außenbahn kommen, vielleicht noch ein Innenverteidiger. Doch zur Wahrheit gehört auch, dass der Aderlass ein großer ist. Steffen Baumgart und Christian Keller betonen beide, dass die Neuverpflichtungen Leart Paqarada und Jacob Christensen jeweils keine Eins-zu-eins-Ersätze für die Leistungsträger Skhiri und Hector sind. Sie liegen vermutlich richtig mit dieser Einschätzung. Denn der adäquate Ersatz wäre für den FC kaum finanzierbar gewesen. Der Qualitätsverlust innerhalb der ersten Elf ist eindeutig. Das zeigt schon alleine der Kaderwert, denn die Online-Plattform gool.ai auf 70 Millionen Euro berechnet, in der Vorsaison waren es noch rund 90 Millionen. Im Ligavergleich befinden sich die Kölner damit in der Abstiegszone. Der fromme Wunsch, die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen, wird dem FC alleine nicht helfen.

Christian Keller für die Transferpolitik zu kritisieren, ist deutlich zu früh. Bislang haben alle Neuzugänge (abgesehen von Nachwuchskeeper Jonas Nickisch, der nicht zum Einsatz gekommen ist) in den Vorbereitungsspielen einen ordentlichen bis guten Eindruck hinterlassen. Zum anderen wird die Kritik dem Sportdirektor nicht gerechnet. Die Voraussetzungen waren keine einfachen und sind mit denen der Vorsaison kaum vergleichbar. „Sorgen mache ich mir keine“, sagte Christian Keller vergangene Woche. „Das ist die falsche Grundhaltung. Wenn ich in die Saison gehe und denke, irgendetwas könnte schieflaufen, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es tatsächlich schiefläuft.“

Steffen Baumgart geht nun also in seine dritte Saison in Köln und steht gleichzeitig wohl vor seiner größten Herausforderung beim FC. Letztlich wird der Trainer wieder das tun müssen, was er wohl wie kein anderer aktueller Bundesliga-Coach kann: er muss Spieler entwickeln, das Maximum – und manchmal auch noch mehr – aus den Spielern herausholen, motivierend die Mannschaft zu einer Einheit formen, um den FC auch in dieser Saison möglichst früh in ruhige Fahrgewässer zu bewegen.

Baumgart als Entwickler gefordert

Dass er das kann, steht außer Frage. Zumindest hätte in der vergangenen Spielzeit wohl niemand einem Denis Huseinbasic diese Leistungsexplosion zugetraut. Auch Davie Selke wurde aufgrund seiner fehlenden Form und Torgefahr mit einer gehörigen Portion Skepsis begrüßt und gilt nun als Hoffnungsträger. Baumgart hat viele junge Spieler gefordert und gefördert und seinem Sportchef damit den Wunsch von einem Entwicklungsklub ein großes Stück näher gebracht. Zwar haben die Kölner die entstandenen Lücken im Kader qualitativ nicht füllen können, Keller hat mit Jacob Christensen und Rasmus Carstensen zwei junge Mittelfeldspieler verpflichtet, die nicht nur vom FC heiß umworben wurden, die hochveranlagte Talente sind und die bei der erhofften Entwicklung dem FC mittelfristig sportlich und wirtschaftlich weiterhelfen werden.

Und da ist noch eine andere Seite der Medaille – eine positive. Zwar ist der Qualitätsverlust in der Defensive offensichtlich, mit der Verpflichtung von Luca Waldschmidt und der Rückkehr von Mark Uth verfügen die Kölner über eine ungeahnte Offensivqualität. Ungeahnt, weil genau diese Offensive in der vergangenen Spielzeit lange noch die Schwachstelle der Kölner war. Nun verfügt der FC mit Davie Selke, Luca Waldschmidt und Mark Uth über einen variablen und torgefährlichen Angriff. Mit Linton Maina und dem noch nicht verpflichteten weiteren Außenspieler über eine enorme Geschwindigkeit und mit Leart Paqarada und Rasmus Carstensen über Außenverteidiger, die ebenfalls ihr Heil in der Flucht nach vorne finden. Die Kölner werden sich in dieser Spielzeit also eher über die Offensive definieren können. Ein Fußball, der für Baumgart wie gemacht scheint.

„Die Jungs sind genau da, wo sie sein sollten“, sagte Steffen Baumgart am Freitag. „Vieles von dem, was wir uns in den vergangenen beiden Jahren erarbeitet haben, funktioniert auf dem Platz. Wir haben neue Möglichkeiten dazu bekommen. Uns muss man erst einmal schlagen.“ Der Trainer ist optimistisch. Angesichts des schweren Auftaktprogramms mit den Begegnungen bei Borussia Dortmund, gegen den VfL Wolfsburg und dem Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt ist Skepsis durchaus erlaubt. Einen ersten Fingerzeig dürfte es wohl am Montag im Pokal gegen Osnabrück geben.

1. FC Köln: Wer spielt? Wer sitzt auf der Bank?

Marvin Schwäbe

An Marvin Schwäbe führt in dieser Saison kein Weg vorbei. Ungewöhnlich deutlich haben sich die Kölner Verantwortlichen zu ihrer Nummer eins bekannt. Eine Konkurrenzsituation haben die Geißböcke mit der Verpflichtung von Philipp Pentke gar nicht erst aufkommen lassen. So ist der Keeper auf jeden Fall gesetzt. Prognose: Stammplatz

Philipp Pentke

Dementsprechend wird sich Philipp Pentke auch keine großen Hoffnungen auf einen Einsatz beim FC machen dürfen – zumindest nicht in den Pflichtspielen. Immerhin: zunächst war der Keeper „nur“ als Trainingstorwart gedacht. Er konnte die Kölner Verantwortlichen überzeugen. Und: Pentke ist mit seiner Rolle durchaus zufrieden. Prognose: Ersatzbank

Matthias Köbbing und Jonas Nickisch

Da Philipp Penkte als Nummer zwei keine Chance auf Einsatzzeit hat, sind auch die Rollen der beiden weiteren Keeper klar definiert. Prognose: Erweiterter Kader

Leart Paqarada

Die erste Verpflichtung der Kölner in dieser Transferphase ist auch eine sehr wichtige. Denn der Abwehrspieler tritt die Nachfolge von Jonas Hector an. Ob der Sprung von der 2. in die 1. Bundesliga für den 28-Jährigen zu bewerkstelligen ist, wird die Zeit zeigen. Genauso wie der Fakt, dass Paqarada eigentlich in einer Dreierkette zu Hause ist. Die Chance sich zu beweisen, wird er zum Saisonstart bekommen. Prognose: Vorerst Stammplatz

Kristian Pedersen

Der Linksverteidiger kam in der vergangenen Saison nicht wirklich zum Zug. Auch, weil er sich verletzte. Christian Keller sprach zuletzt von einem Dreikampf um die Linksverteidiger-Position. Dass also Max Finkgräfe bereits ein ernstzunehmender Konkurrent ist, dürfte Pedersen zu denken geben. Wird es wohl auch. Prognose: Könnte den FC noch verlassen

Noah Katterbach

Der Linksverteidiger arbeitet nach seinem Kreuzbandriss am Comeback. Eigentlich verfügt er über viel Potenzial. Das konnte er unter Baumgart nicht entfachen und wurde verliehen. Ein Wechsel zum HSV steht nach wie vor im Raum. Prognose: Könnte den FC noch verlassen

Max Finkgräfe

Der Linksverteidiger zeigte eine vielversprechende Vorbereitung. In Köln scheint man besonders viel von dem Youngster zu halten. Dementsprechend wird er auch seine Chancen bekommen. Prognose: Ergänzungsspieler

Jeff Chabot

In der vergangenen Spielzeit avancierte Chabot zum unumstrittenen Abwehrchef beim FC. Der Innenverteidiger überzeugte mit einer überragenden Zweikampfquote und guten Passwerten. Zudem ist er in Zweikämpfen kompromisslos und stark beim Kopfball. Seine Position ist damit auch in dieser Saison unumstritten. Prognose: Stammplatz

Timo Hübers

Auch der zweite Stamm-Innenverteidiger geht gesetzt in die neue Spielzeit. Hübers konnte in der Vorsaison bei Weitem nicht so überzeugen wie Chabot, spielte aber immer noch auf konstant gutem Niveau. Auch Hübers hat aktuell die Nase vorne. Prognose: Stammplatz

Luca Kilian

Nach einer durchwachsenen Saison ist Kilian auf der Suche nach der Form. Diese konnte er auch in der Vorbereitung noch nicht unter Beweis stellen. Verlor seinen Stammplatz an Jeff Chabot. Es wird schwer werden, diesen zurückzuerobern. Prognose: Ersatzbank

Nikola Soldo

Der vierte Innenverteidiger wollte die U21-EM nutzen, um sich wieder in den Vordergrund zu spielen. Das gelang Soldo weder bei der EM noch in der Vorbereitung. Im Gegenteil: zuletzt sprach Baumgart dem Innenverteidiger sogar die Bundesliga-Tauglichkeit ab. Soldo wird beim FC wohl keine große Chance mehr bekommen. Prognose: Könnte den FC noch verlassen

Benno Schmitz

Konnte in der vergangenen Spielzeit an die starke Leistung der Vorsaison nicht anknüpfen. Wahrscheinlich auch, weil mit Anthony Modeste sein Abnehmer den Verein verlassen hatte. Aber auch in der Defensive war er oft viel zu fahrig und mitunter zu ungelenk. Dennoch ist er aktuell gesetzt, der Konkurrenzkampf ist aber eröffnet. Prognose: Vorerst Stammplatz

Rasmus Carstensen

Der junge Däne blickt auf eine durchwachsene Saison zurück. Allerdings deutete der Rechtsverteidiger in den bisherigen Tests sein Können an. Wird ein starker Konkurrent für Benno Schmitz werden – vermutlich sogar noch mehr. Prognose: Mittelfristig ein Kandidat für die Startelf

Jacob Christensen

Auch der zweite Däne verfügt über ein großes Potenzial. Wenn alle Spieler an Board sind, dürften Dejan Ljubicic und Eric Martel auf der Doppelsechs gesetzt sein. Doch die Veranlagung ist vielversprechend. Prognose: Mittelfristig ein Kandidat für die Startelf

Eric Martel

Wird das schwere Erbe von Skhiri antreten müssen. Der vergangene Saisonverlauf hat aber gezeigt, dass er das mittelfristig auch kann. Seine Position wird erst einmal unumstritten sein. Prognose: Stammplatz

Dejan Ljubicic

Der Wirbel um einen möglichen Weggang des Mittelfeldspielers zeigte am Ende des Tages, wie wichtig er für den FC ist. Christian Keller soll dem Deal einen Riegel vorgeschoben haben. Der Österreicher wird wohl neben Eric Martel gesetzt sein, könnte aber auch auf anderen Positionen im Mittelfeld aushelfen. Prognose: Stammplatz

Florian Kainz

Wurde zum neuen Kapitän ernannt. Das kam alles andere als überraschend. Kainz war schon in der vergangenen Spielzeit ein Leader bei den Kölnern. Dazu noch ein wichtiger Scorer. Seine Rolle ist eindeutig. Prognose: Stammplatz

Denis Huseinbasic

Neben Jeff Chabot die größte Überraschung der vergangenen Saison. Wenn er beim FC bleibt, dürfte ihm die Zukunft gehören. Aktuell ist die Konkurrenz noch sehr groß. Prognose: Ersatzspieler, aber mit viel Einsatzzeit

Mathias Olesen

Überzeugte in der Vorbereitung. Dennoch steht Olesen erst einmal hinten an und wird sich über seine Einsätze empfehlen müssen. Ob ihm das bei der starken Konkurrenz gelingt, bleibt abzuwarten. Prognose: Ersatzspieler

Linton Maina

Der Pechvogel der Vorbereitung war in der vergangenen Spielzeit der Dauerbrenner. Dementsprechend stehen die Chancen nicht schlecht, dass er sich nach seiner Genesung wieder in den Vordergrund spielt. Das Pokalspiel kommt zu früh, der Stammplatz ist aber nicht in Gefahr. Prognose: Stammplatz

Dimitrios Limnios

Der Außenspieler zeigte in der Vorbereitung eine ansprechende Leistung. Der Weg Richtung erste Elf ist nach seiner Verletzung aber sehr weit. Prognose: Ergänzungsspieler

Jan Thielmann

Verletzte sich im Juni offenbar schwerer als kommuniziert. Für eine Muskelverletzung sah das Knie arg bandagiert aus. Erst im Herbst soll der Kölner Youngster wieder zurückkehren. Dann ist er ein Kandidat für die erweiterte Startelf. Doch die Konkurrenz bleibt groß. Prognose: arbeitet am Comeback

Mark Uth

Bewies in der Vorbereitung, dass nach seiner langen Verletzung wieder mit ihm zu rechnen ist. Kann sich offenbar schmerzfrei bewegen. Ein riesen Fortschritt. Wird mittelfristig die Kölner Offensive beleben. Prognose: mittelfristig ein Kandidat für die Startelf

Steffen Tigges

Fiel die komplette Vorbereitung aus. Sein erhofftes Comeback gegen seinen Heimatverein wird es nicht geben. Nicht nur das: Tigges muss sich erst einmal zurück kämpfen. Aktuell dürfte Adamyan die Nase vorne haben. Prognose: arbeitet am Comeback

Sargis Adamyan

Überraschte in der Vorbereitung. Scheint beim FC angekommen zu sein, als man ihn eigentlich abgeben wollte. An Davie Selke kommt der Armenier natürlich vorerst nicht vorbei, aber in den Kreis der Ergänzungsspieler hat er sich gespielt. Prognose: Ersatzspieler mit viel Einsatzzeit

Davie Selke

Benötigte in der vergangenen Spielzeit einige Wochen, um in Form zu kommen. Ließ dann aber sein Können aufblitzen. In der Vorbereitung zeigte Selke, dass er die Form bislang gehalten hat. Unumstritten gesetzt. Prognose: Stammplatz

Luca Waldschmidt

Der wohl prominenteste Neuzugang beim FC. Und der Akteur, der in der Vorbereitung doch am meisten überzeugte. Mit Waldschmidt haben die Kölner eine echte Verstärkung an den Rhein geholt. Seine Rolle ist eindeutig. Prognose: Stammplatz

Florian Dietz

Meldete sich wie Mark Uth in der Vorbereitung zurück. Scheint aber noch nicht so weit zu sein. Auch dann wird er es gegen die starke Konkurrenz im Angriff sehr schwer haben. Prognose: Könnte den FC noch verlassen.

 

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