Viel schwerer hätte es für den 1. FC Köln zum Bundesliga-Auftakt wohl kaum kommen können. Nach der bitteren 0:1-Pleite in Dortmund wartet mit dem VfL Wolfsburg die nächste schwere Aufgabe.
Ein wenig angespannt, aber voller Vorfreude blickte FC-Trainer Steffen Baumgart dem ersten Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg entgegen. Dabei stehen die Kölner vor einer schweren Aufgabe. Das zeigt auch der Gegnercheck: Wolfsburg punktet durch hohe Intensität und starke Neuzugänge.
In Sachen „Intensität“ macht niemand Steffen Baumgart so leicht etwas vor – sollte man zumindest meinen, so oft wie der Kölner Trainer dieses Leistungsattribut von seinen Spielern fordert. Tatsächlich gibt es in der Bundesliga nur wenige Vereine, die es mit dem FC in Sachen intensive Läufe oder den Gegner früh unter Druck setzen aufnehmen können. Am Samstag trifft der FC auf genau so einen Klub. Köln empfängt den VfL Wolfsburg im eigenen Stadion. Und tatsächlich ist die hohe Intensität auch bei den Niedersachsen ein von Trainer Niko Kovac eingesetztes Mittel. So erreichte der VfL mit 770 intensiven Läufen am vergangenen Spieltag den absoluten Topwert, vor dem FC mit 720 und Werder Bremen mit 690. Zudem legten die Wölfe mit 122.7 Kilometern den drittbesten Laufwert des 1. Spieltags ab, knapp hinter dem FC (123.1) und dem 1. FC Heidenheim (123.2). „Wer nicht laufen kann, wird wenig Spiele gewinnen“, sagte Kovac am Donnerstag und gab damit auch für das Auswärtsspiel beim FC seine Marschroute vor.
Fragezeichen hinter Maxi Arnold
Auswärts agiert der VfL in der Regel aus einem kompakten Dreier-Mittelfeld. Dabei bevorzugt Kovac eine Doppel-Acht, die vor dem Sechser fungiert. Normalerweise übernimmt diese Aufgabe Maxi Arnold. Der Kapitän der Wölfe ist aber längst nicht mehr unumstritten. In der vergangenen Woche fiel der Routinier mit einem grippalen Infekt aus, im Pokal kam der 29-Jährige erst zum zweiten Abschnitt. Durch den Trainingsrückstand wird voraussichtlich der Ex-Kölner Yannick Gerhardt auflaufen. Vor sieben Jahren wechselte das Kölner Eigengewächs mittlerweile zum VfL. Gerhardt traf bereits zwei Mal gegen den FC. In der Defensive spielt auch Wolfsburg mit einer Viererkette. Allerdings agieren die Außenverteidiger deutlich offensiver, als es der FC zumindest in der vergangenen Spielzeit getan hat. Baumgart erwartet einen Gegner mit schnellem Umschaltspiel, der möglicherweise auch sehr früh presst. „Da müssen wir für uns schon die richtige Balance finden.“
Wolfsburg hat 70 Millionen Euro investiert
Wolfsburg ist mit zwei verdienten Siegen in die Saison gestartet. Zunächst gewannen die Wölfe im Pokal gegen den TuS Makkabi Berlin 6:1, anschließend in der Liga gegen den Aufsteiger aus Heidenheim. Die Vorbereitung lief dagegen etwas stotternd. Nur zwei Siege fuhren die Wölfe in den Testspielen ein. Das könnte auch an der neuen Zusammenstellung des Kaders liegen. Der VfL hat einige wichtige Spieler verloren, sich aber erstaunlich gut verstärkt. Mit Micky van den Ven haben die Niedersachsen einen Stammverteidiger abgegeben. Das kam allerdings alles andere als überraschend. Zum einen hat Tottenham für den 22-Jährigen rund 40 Millionen Euro Ablöse bezahlt, zum anderen verfolgt auch Wolfsburg das Prinzip, junge Spieler kaufen, entwickeln, um sie dann wieder für eine hohe Ablöse abzugeben. Van den Ven hatte Wolfsburg allerdings auch zehn Millionen Euro gekostet. Auch der Abgang von Felix Nmecha schmerzt sportlich, der VfL kassierte aber 30 Millionen Euro für den Mittelfeldmann.
Die mehr als 70 Millionen Euro Transfererlöse hat der VfL auch wieder investiert. Und das erstaunlich gut. Unter anderem verpflichtete Wolfsburg Lovro Majer von Stade Rennes für rund 25 Millionen Euro, dazu mit Joakim Maehle einen der besten Außenverteidiger von Atalanta Bergamo für zwölf Millionen Euro. Beim 2:0-Erfolg über Heidenheim zeigte aber Jonas Wind seine beeindruckenden Qualitäten. Der Däne erzielte einen Doppelpack. Auch in der Vorbereitung und im Pokal zeigte der 24-jährige dänische Nationalspieler, warum er er das große Vertrauen seines Trainers erhält. „Jonas gehörte schon in der Vorbereitung zu den Spielern, die groß aufgetrumpft sind“, erklärte Niko Kovac. „Er ist mit dem Rücken zum Tor sicher einer der besten der Liga.“ Den Marktwert des Angreifers berechnet Gool.ai auf knapp 16 Millionen Euro. Zum Vergleich: der von Davie Selke liegt bei 2.16 Millionen Euro.
Der Vergleich:
Beide Teams spielen in der Regel mit einer Viererkette. Während Niko Kovac mit einer 4-3-3-Formation spielen wird, setzt Baumgart voraussichtlich auf die etwas defensivere 4-2-3-1-Taktik. Dabei ließ der Kölner Trainer aber offen, ob er mit der Doppelsechs agieren wird. Der Kaderwert spricht deutlich für den Gastgeber. Wolfsburg liegt laut Gool.ai bei mehr als 180 Millionen Euro, der FC bei knapp 70 Millionen Euro. Kölns wertvollster Spieler ist Dejan Ljubicic (8.87 Mio), gäbe es beim BVB eine interne Liste der wertvollsten Spieler würde sich der Österreicher auf Rang 9 einsortieren. Die Bilanz spricht ebenfalls klar für den VfL. Wolfsburg gewann 17 der Partien, der FC setzte sich in 10 Spielen durch. 10 Begegnungen endeten unentschieden. Weitere Zahlen und Fakten zum Duell gibt es hier.
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