Der 1. FC Köln kam bei Borussia Dortmund einer Überraschung sehr nahe. Das lag an der starken Defensivleistung. Dass es am Ende keinen Punkt gab, an der schwachen Chancenverwertung. Der Saisonauftakt macht Hoffnung auf mehr, er sollte aber auch als Warnung wahrgenommen werden.
Bis weit in die Schlussphase war der FC in Dortmund näher an einem Sieg als die Borussia – trotz der deutlichen Dominanz der Westfalen. Der Erfolg in Osnabrück, die Leistung in Dortmund – der FC scheint auch in diesem Jahr wieder zu funktionieren. Oder? Dazu unser Kommentar: Hoffnung und Warnung zugleich.
Mit dem knappen Erfolg über den VfL Osnabrück und der unglücklichen Niederlage beim Deutschen Vizemeister ist der FC ordentlich in die neue Saison gestartet. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Unterm Strich steht aber ein Saisonauftakt, der durchaus Hoffnung auf mehr machen darf. Das 3:1 nach Verlängerung über die Niedersachsen hält für Steffen Baumgart und sein Team zumindest den Traum vom Pokalfinale in Berlin aufrecht, das 0:1 in Dortmund hat wiederum die Kritiker Lügen gestraft, die nach den Hector- und Skhiri-Abgängen bereits vor dem ersten Spieltag den sicheren Gang in die Zweitklassigkeit prophezeit haben. Die Leistung beim BVB stimmte nicht nur, sie war in weiten Teilen erstklassig.
Die Begegnung in Dortmund hat jedenfalls bewiesen, dass Steffen Baumgart seinen Zauber auch in der dritten Saison am Geißbockheim noch nicht verloren hat. Dortmund war ohne Frage das Team mit mehr Ballbesitz, vermutlich mit den besseren Individualisten und womöglich auch mit der besseren Spielanlage – die größeren Chancen, mehr Leidenschaft, mehr Herz, vor allem aber mehr Ideen brachte der FC auf den Platz. Köln führte den hochgelobten Titelaspiranten an den Rande einer Niederlage, hat ihn vor eine schwere Aufgabe gestellt, ihn überrascht und geärgert. Nichts anderes hat Baumgart versprochen, nichts anderes hat der FC geliefert. Köln macht auch in der dritten Spielzeit unter dem 51-Jährigen Spaß. Zudem scheint auch in dieser Saison der Plan aufzugehen, junge Spieler zu entwickeln, ihnen Vertrauen zu schenken, sie stark zu reden und zu machen und dafür eine gute Leistung zurückgezahlt zu bekommen. Rasmus Carstensen könnte ein solcher Akteur werden, genauso wie Max Finkgräfe.
In beiden Spielern lässt sich aber auch ein aktuelles Problem der Geißböcke ablesen. Trotz ihrer guten Leistungen wurden sie auf Positionen eingesetzt, die sie zwar schon gespielt haben, die aber nicht ihrer Kernaufgabe entsprechen. Vielleicht aufgrund ihres Potenzials, wahrscheinlich aber, weil dem FC die Alternativen fehlen. Der Kader ist – auch aufgrund von Verletzungen – auf einigen Positionen sehr dünn besetzt. Baumgart schiebt die einen Spieler hin, die anderen her. Der Eindruck von Lückenbüßern ist nicht gänzlich von der Hand zu weisen. Ein Luca Kilian als Stoßstürmer ist ein eindeutiger Beleg für fehlendes Personal. Das kann gut gehen, muss es aber auf lange Sicht nicht. Natürlich werden Akteure wie Linton Maina und Steffen Tigges bald zurückkehren, dafür werden sehr wahrscheinlich andere ausfallen. Es bleibt ein Tanz auf dünnem Eis, selbst wenn in diesen Tagen der Deal mit Faride Alidou dann endlich über die Bühne geht.
Zudem sollte man, nein, man darf bei all der Freude über die gute Leistung einen anderen Aspekt nicht aus den Augen verlieren: der FC steht ohne Punkte da. Klar, in der Liga ist erst die erste Etappe absolviert, 33 weitere werden folgen. Also kein Grund zur Panik. Die Leistung macht Lust und Hoffnung auf mehr. Das Ergebnis gegen den BVB sollte aber zumindest als Warnung verstanden werden. Denn am Ende des Tages werden gute Leistungen alleine nicht reichen – es braucht eben doch Punkte.
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