Kommentar: Hoffnung und Warnung zugleich

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Kommentar: Hoffnung und Warnung zugleich

Der 1. FC Köln kam bei Borussia Dortmund einer Überraschung sehr nahe. Das lag an der starken Defensivleistung. Dass es am Ende keinen Punkt gab, an der schwachen Chancenverwertung. Der Saisonauftakt macht Hoffnung auf mehr, er sollte aber auch als Warnung wahrgenommen werden.

Bis weit in die Schlussphase war der FC in Dortmund näher an einem Sieg als die Borussia – trotz der deutlichen Dominanz der Westfalen. Der Erfolg in Osnabrück, die Leistung in Dortmund – der FC scheint auch in diesem Jahr wieder zu funktionieren. Oder? Dazu unser Kommentar: Hoffnung und Warnung zugleich.

Mit dem knappen Erfolg über den VfL Osnabrück und der unglücklichen Niederlage beim Deutschen Vizemeister ist der FC ordentlich in die neue Saison gestartet. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Unterm Strich steht aber ein Saisonauftakt, der durchaus Hoffnung auf mehr machen darf. Das 3:1 nach Verlängerung über die Niedersachsen hält für Steffen Baumgart und sein Team zumindest den Traum vom Pokalfinale in Berlin aufrecht, das 0:1 in Dortmund hat wiederum die Kritiker Lügen gestraft, die nach den Hector- und Skhiri-Abgängen bereits vor dem ersten Spieltag den sicheren Gang in die Zweitklassigkeit prophezeit haben. Die Leistung beim BVB stimmte nicht nur, sie war in weiten Teilen erstklassig.

Die Begegnung in Dortmund hat jedenfalls bewiesen, dass Steffen Baumgart seinen Zauber auch in der dritten Saison am Geißbockheim noch nicht verloren hat. Dortmund war ohne Frage das Team mit mehr Ballbesitz, vermutlich mit den besseren Individualisten und womöglich auch mit der besseren Spielanlage – die größeren Chancen, mehr Leidenschaft, mehr Herz, vor allem aber mehr Ideen brachte der FC auf den Platz. Köln führte den hochgelobten Titelaspiranten an den Rande einer Niederlage, hat ihn vor eine schwere Aufgabe gestellt, ihn überrascht und geärgert. Nichts anderes hat Baumgart versprochen, nichts anderes hat der FC geliefert. Köln macht auch in der dritten Spielzeit unter dem 51-Jährigen Spaß. Zudem scheint auch in dieser Saison der Plan aufzugehen, junge Spieler zu entwickeln, ihnen Vertrauen zu schenken, sie stark zu reden und zu machen und dafür eine gute Leistung zurückgezahlt zu bekommen. Rasmus Carstensen könnte ein solcher Akteur werden, genauso wie Max Finkgräfe.

In beiden Spielern lässt sich aber auch ein aktuelles Problem der Geißböcke ablesen. Trotz ihrer guten Leistungen wurden sie auf Positionen eingesetzt, die sie zwar schon gespielt haben, die aber nicht ihrer Kernaufgabe entsprechen. Vielleicht aufgrund ihres Potenzials, wahrscheinlich aber, weil dem FC die Alternativen fehlen. Der Kader ist – auch aufgrund von Verletzungen – auf einigen Positionen sehr dünn besetzt. Baumgart schiebt die einen Spieler hin, die anderen her. Der Eindruck von Lückenbüßern ist nicht gänzlich von der Hand zu weisen. Ein Luca Kilian als Stoßstürmer ist ein eindeutiger Beleg für fehlendes Personal. Das kann gut gehen, muss es aber auf lange Sicht nicht. Natürlich werden Akteure wie Linton Maina und Steffen Tigges bald zurückkehren, dafür werden sehr wahrscheinlich andere ausfallen. Es bleibt ein Tanz auf dünnem Eis, selbst wenn in diesen Tagen der Deal mit Faride Alidou dann endlich über die Bühne geht.

Zudem sollte man, nein, man darf bei all der Freude über die gute Leistung einen anderen Aspekt nicht aus den Augen verlieren: der FC steht ohne Punkte da. Klar, in der Liga ist erst die erste Etappe absolviert, 33 weitere werden folgen. Also kein Grund zur Panik. Die Leistung macht Lust und Hoffnung auf mehr. Das Ergebnis gegen den BVB sollte aber zumindest als Warnung verstanden werden. Denn am Ende des Tages werden gute Leistungen alleine nicht reichen – es braucht eben doch Punkte.

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Die Hollerbach-Absage ist unglücklich, aber kein Grund zur Panik

Benedict Hollerbach jubelt nach einem Tor
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Die Hollerbach-Absage ist unglücklich, aber kein Grund zur Panik

Benedict Hollerbach galt bereits als sicherer Kandidat beim 1. FC Köln. Offenbar steht der 22-Jährige vor einem Wechsel nach Berlin. Die Enttäuschung über den geplatzten Deal sollte sich aber in Grenzen halten.

Er ist 22 Jahre alt, noch Stürmer des SV Wehen Wiesbaden und ein seltsames Phänomen – Benedict Hollerbach hat die bisherige Transferphase des 1. FC Köln mitbestimmt. Mittlerweile ist der Deal vom Tisch und doch offenbar noch immer präsent. Warum eigentlich? Fakt ist: Die Hollerbach-Absage ist unglücklich, aber sicher kein Grund zur Panik.

Benedict Hollerbach jubelt nach einem Tor
Foto: picture-alliance

Die Vorzeichen waren eindeutig. Als Benedict Hollerbach den SV Wehen Wiesbaden Anfang Juni nahezu im Alleingang in der Relegation gegen Bielefeld Richtung 2. Bundesliga schoss, lehnte sich der ein oder andere FC-Fan voller Vorfreude entspannt zurück. Mit einer starken Leistung hatte der Angreifer eine Bewerbung abgegeben, der es zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht mehr bedurft hatte. Denn damals deutete viel darauf hin, dass der 22-Jährige in der kommenden Spielzeit seine Zelte rund um das Geißbockheim aufschlagen würde. Tatsächlich waren die Gespräche weit fortgeschritten, wie Sportdirektor Christian Keller am Montag im Rahmen des ersten Trainings erklärte. „Wir haben mit Benedict sehr, sehr früh gesprochen. Er hat uns auch sehr, sehr früh ein Commitment abgegeben, aber wir konnten nicht Ja sagen“, so der Sportdirektor.

Hollerbach zwischenzeitlich Hoffnungsträger

Die Mühen der Kölner waren umsonst. Union Berlin soll das Rennen machen, Hollerbach wird wohl zu den Eisernen wechseln. „Wenn du die Chance bekommst, Champions League zu spielen, gehen Leute von heute auf morgen“, sagte FC-Trainer Steffen Baumgart noch am Freitag. Keller bestätigte am Montag, dass letztlich die Transfersperre, die die FIFA dem FC verhängt hatte und die mittlerweile vom CAS zumindest ausgesetzt wurde, ein entscheidender Faktor beim geplatzten Deal gewesen sei. Aus dem Wechselspiel zwischen Gerücht, Absage, weiteren Gerüchten und der nächsten Absage hat sich aber ein fast schon bizarres Eigenleben entwickelt. Über kaum einen potenziellen Neuzugang wurde so viel spekuliert, diskutiert und letztlich auch kritisiert. Hollerbach avancierte vom Hoffnungsträger zum Symbol einer fehlgeschlagenen, zumindest schwachen Transferpolitik. Aber stimmt das?

Fakt ist, dass sich durch den Aufstieg in die 2. Bundesliga die Vertragssituation des Spielers grundlegend verändert hat und sowohl Hollerbach als auch die Verantwortlichen von Wehen Wiesbaden ein ganz anderes Blatt im Vertragspoker auf der Hand halten. Es ist vollkommen legitim, dass Hollerbach die Königsklasse dem FC vorzieht. Legitim, wenn auch nicht zwingend sinnvoll. Denn fraglich bleibt, ob der 22-Jährige bei den Eisernen überhaupt Spielzeit erhält. Genauso fraglich ist aber auch die Rolle, die Hollerbach beim FC gespielt hätte. Der junge Offensivspieler ist ein unbeschriebenes Blatt der höchsten deutschen Spielklassen, hat bislang „nur“ in der dritten Liga Profifußball geschnuppert. Zumindest so unbeschrieben, dass das Attribut „Hoffnungsträger“ für einen Bundesligisten schon sehr hoch gegriffen ist. Die Kölner Scouts werden sich bei dem möglichen Transfer natürlich etwas gedacht haben, werden Potenzial gesehen haben, das Bild, das sich viele Fans anhand der durchaus starken Leistungen in den Relegationsspielen gemacht haben, ist aber ein verzerrtes.

Wie gut ist Benedict Hollerbach wirklich?

Hollerbach erzielte in 37 Spielen der regulären Saison 14 Tore und ist damit einer der erfolgreichsten Stürmer der dritten Liga – zumindest nach der Anzahl der Tore. Bei den Spielminuten, die der Stürmer pro Treffer benötigt hat, liegt Hollerbach dann nur noch auf Rang 28. Das Zahlenspiel zeigt die Range, die die 14 Treffer ausmachen. Auch diese Zahlen sagen demnach nicht unbedingt etwas über die Qualität des Angreifers nach einem potenziellen Aufstieg aus. Greifbarer könnte die Qualität KI machen. Die Datenscouts von Global Soccer Network (GSN) analysieren anhand von 12.000 bis 15.000 Daten pro Akteur sowie Algorithmen mehr als 500.000 Fußballspieler weltweit. Das Unternehmen berät internationale Top-Klubs wie Paris St. Germain in Transfer-Fragen. Für Benedict Hollerbach berechnen die Experten aktuell einen Wert von 55.79, damit fällt der 22-Jährige in die GSN-Kategorie „Zweitliga-Durchschnitt“. GSN sieht aber auch noch Entwicklungspotenzial. So könnte Hollerbach einen Wert von 62.45 erreichen und wäre damit in der Kategorie „unterdurchschnittlicher Bundesligaspieler“ wiederzufinden. Zum Vergleich: Luca Waldschmidt kommt aktuell auf einen Wert von 74.03. Er gehört damit der Kategorie „internationale Klasse“ an. GSN berechnet das Potenzial sogar auf 78.14.

Dustin Böttger, ehemaliger Scout und CEO von GSN, betont, dass Daten und Zahlen nicht die ganze Wahrheit sind. Unter anderem auch, weil es immer Unwägbarkeiten gäbe. Aktuell bewegt sich die Trefferquote des Unternehmens auf 90 Prozent zu. Dennoch muss Hollerbach erst einmal beweisen, dass er das Zeug hat, Bundesliga zu spielen. Vorher braucht sich kein FC-Fan zu grämen.

Ob der FC noch einmal auf der Position nachlegt, ist offen, hat aber nicht mehr die höchste Priorität. Tatsächlich sind die Kölner in der Offensive gut aufgestellt – trotz Hollerbach-Absage und Thielmann-Verletzung. Mit Tim Lemperle, Sebastian Andersson und Ondrej Duda haben die Kölner drei Offensivspieler abgegeben, die eine kleine bis gar keine Rolle mehr unter Steffen Baumgart gespielt haben. Luca Waldschmidt traut man laut Christian Keller eine Stammposition zu, Mark Uth soll ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Alleine durch diese beiden Neuzugänge wird der FC voraussichtlich variabler als noch in der Vorsaison sein – auch auf den Außen. Die Hollerbach-Absage ist zwar unglücklich, aber ganz sicher kein Grund zur Panik.

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Auf einem guten Weg

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Auf einem guten Weg

Mit dem 2:1-Erfolg über Bayer Leverkusen hat der 1. FC Köln den Klassenerhalt perfekt gemacht – trotz vieler Widrigkeiten. Das macht Hoffnung und Lust auf mehr. Ein Kommentar.

Es ist noch gar nicht so lange her, da stand Steffen Baumgart als Trainer des 1. FC Köln in der Kritik. Er spiele nur mit einem System und diese Taktik sei zu leicht durchschaubar. Auch FC-Sportdirektor Christian Keller bekam aufgrund der im Sommer getätigten Transfers und der damit verbundenen Sturmflaute sein Fett weg.

Nur ist der Fußball bekannter Maßen ein schnelllebiges Geschäft. Aus der After-Karnevals-Kater-Krise mit fünf Spielen und einem Punkt sowie einer Torbilanz von 1:13-Toren ist in wenigen Wochen der frühzeitige Klassenerhalt geworden. Der FC hat eine beeindruckende Serie hingelegt und nach dem 31. Spieltag den Abstieg vermieden.

Auch wenn der FC die 40-Punkte-Marke in der Vorsaison deutlich früher erreicht hat und sich in dieser Saison wohl nicht wie im Mai 2022 einen Platz im europäischen Wettbewerb sichern wird, ist der Klassenerhalt ein Erfolg. Denn der FC hatte einige Krisen durchzustehen. Die Doppelbelastung mit dem Europapokal, ein erhebliches Verletzungspech, der Weggang einiger Leistungsträger, liegengelassene Punkte, vergebene Chancen. Krisen, die ein Bundesligist in einer Spielzeit einplanen muss. Krisen, die einen Bundesligisten aber durchaus auch in die Zweitklassigkeit hätten führen können. Haben sie nicht.

Und genau das muss den Kölner Fans Hoffnung geben. Die aktuelle Saison hat gezeigt, wozu der FC auch unter erschwerten Bedingungen fähig ist. Und die kommende Spielzeit wird wohl noch steiniger. Die Abgänge von Jonas Hector und Ellyes Skhiri wiegen schwer, sie sind nahezu nicht zu kompensieren. Zumal Köln nach wie vor die Transfer-Sperre droht. Es wird also möglicherweise keine Neuverpflichtungen geben. Weder auf der linken Abwehrseite, noch im Zentrum, noch im Sturm. Fakt ist: Selbst wenn die Kölner Verantwortlichen die Sperre noch abwenden, umgehen oder nur aussetzen können, es wird einen Umbruch rund ums Geißbockheim geben.

Rein nach den Zahlen, nach den Fakten wird der wohl eine Zittersaison zur Folge haben. Doch sollte man das Können von Steffen Baumgart und Christian Keller nicht unterschätzen.

Die Noten zum Leverkusen-Spiel

Marvin Schwäbe

Beim 1:1 noch machtlos. Rettete stark gegen Adlis Kopfball und dann in bester Neuer-Manie im Eins-gegen-eins gegen Wirtz gut 20 Meter vor dem Tor. Hatte nach dem Wechsel nicht mehr all zu viel zu tun. Note: 2-

Jonas Hector

Gewann wieder im Schnitt zwei von drei Zweikämpfen, verteidigte viel weg. Hatte seinen Anteil am 1:0. Leider auch am 1:1. Note: 2-

Jeff Chabot

Stand beim Freistoß von Amiri genauso richtig, wie gegen Adli im Eins-gegen-eins. Brachte so ziemlich alles mit, was es für ein Derby braucht und machte seinem Ruf als Türsteher alle Ehre. Note: 2+

Timo Hübers

Stand bei nahe jeder Hereingabe im Sechzehner richtig. War beim 1:1-Ausgleich vielleicht ein wenig zu zögerlich. Dennoch ein starkes Spiel. Note: 2-

Benno Schmitz

Leverkusen scheint dem Außenverteidiger zu liegen. Erzielte zwar kein Traumtor, hatte aber bei beiden Treffern seinen Fuß mit im Spiel. Stand in der Defensive sicher. Rettete unter anderem gegen Diaby. Note: 2-

Florian Kainz

Wunderbare Flanke auf Selke. Zeigt auf der Zehn weiterhin seine Stärken. Arbeitete zudem in der Rückwärtsbewegung stark mit zurück. Note: 2

Dejan Ljubicic

Verlor Adli beim 1:1 aus den Augen. Fightete für die drei Punkte. Note: 2-

Jan Thielmann

Machte viel Tempo, sorgte somit für ständige Gefahr. Verlor beim 1:1 unnötig den Ball, legte dafür das 2:1 perfekt auf. Note: 3+

Ellyes Skhiri

Legte läuferisch noch einmal einen drauf. Brachte es auf 13,5 Kilometer. War im Grunde überall. Leitete zahlreiche Angriff ein, auch einen der Leverkusener. Note: 2

Linton Maina

Im Endeffekt zu wenig Ertrag für viel Aufwand. Überzeugte aber wieder einmal durch sein hohes Tempo und dieses Mal durch eine beeindruckende Passquote von mehr als 90 Prozent. Note: 3+

Davie Selke

Kommt so langsam in Fahrt. Verwertete Kainz‘ Flanke perfekt mit dem Kopf, verwertete Thielmanns Hereingabe perfekt mit dem Fuß. War auch sonst extrem präsent, suchte gefühlt jeden Körperkontakt mit Andrich. Note: 1

Das gleiche gilt für den Selke-Transfer und auch Steffen Tigges konnte die bisherigen Erwartungen nicht erfüllen. Die Vorstellung, ein Steffen Baumgart kann aus jedem krisengebeutelten Spieler einen Diamanten schleifen, ist romantisch, aber alles andere als realistisch. Dass das „Verbessern“ ausgerechnet in seiner vermeintlichen Paradedisziplin im Sturm so gar nicht gelingen will, könnte die Krux dieser Spielzeit werden.

Sorgen müssen sich die Kölner aber (noch) nicht machen. Selbst nach vier sieg- und torlosen Spielen in Serie ist nicht davon auszugehen, dass bei den Geißböcken der Kopf das Problem werden wird. Dass Baumgart in Bezug auf die Psyche seiner Spieler der richtige Mann ist, hat er schließlich schon mehrfach bewiesen.

Ein schmerzhafter Abschied

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Ein schmerzhafter Abschied

Ausgerechnet nach dem 3:1-Erfolg über Hoffenheim gab Jonas Hector seinen Abschied für den Sommer bekannt. Das kam nicht unerwartet, ist aber dennoch eine schmerzhafte Nachricht. Ein Kommentar.

Die uneingeschränkte Freude über den 3:1-Erfolg in Sinsheim und dem wahrscheinlichen Klassenerhalt währte bei den FC-Fans vermutlich nicht lange. Katerstimmung trotz erreichtem Saisonziel. Jonas Hector wird seine Profikarriere im Sommer beenden.

Die Nachricht kommt keiner Sensation gleich, ist noch nicht einmal eine große Überraschung. Seit Monaten hielt sich rund um das Geißbockheim hartnäckig das Gerücht, dass der Kölner Kapitän zum Saisonende seine Karriere beenden wird, die Vereinsführung längst informiert sei. Dieses Gerücht hat sich nun bestätigt. Der Kölner Kapitän wollte seinen Club erst gerettet wissen, bevor er seine Entscheidung publik macht – typisch.

Seine Bilanz für den FC sind ist nicht nur beeindruckend, die Zahlen sagen viel über die Bedeutung dieser Nachricht aus. Jonas Hector hat 342 Pflichtspiele für die Geißböcke absolviert, spielt seit 2010 für den FC, hat kein einziges Profispiel für einen anderen Verein absolviert, liegt in der Top-20 der Rekordspieler-Liste des FC. Er ist in einem Atemzug mit Legenden wie Lukas Podolski, Pierre Littbarski oder Wolfgang Overath zu nennen. Hector ist in Köln eine Ikone, das aktuelle Gesicht des FC. Mit seinem Abschied geht eine Ära zu Ende.

Das an sich ist sicher traurig, wirklich bitter ist aber, dass der Verein und seine Fans den Leader schmerzlich vermissen werden. Denn im Gegensatz zu anderen FC-Profis, wie dem ebenfalls abwandernden Ellyes Skhiri, ist Jonas Hector weder sportlich noch menschlich ersetzbar. Hecter steht für Loyalität und Integrität, brauchte nie das Rampenlicht, wollte weder in Club noch DFB-Elf schillern oder neben dem Platz auffallen – eine Seltenheit in dem Haifischbecken Profifußball.

Am Ende steht nun eine Entscheidung, die er sich gut überlegt hat, die in ihm gereift ist, die aber wie viele andere seiner Entscheidungen unumstößlich sein wird. Das ist für die FC-Fans, für den Verein traurig, für Jonas Hector aber offenbar genau das richtige. Das sollte man auch als Kölner Anhänger akzeptieren und sich für 13 starke Jahre – gerne auch mit einer Träne im Auge – beim Capitano bedanken. Der FC, aber auch Fußball-Deutschland, wird ihn schmerzlich vermissen.

Die Noten zum Bochum-Spiel

Marvin Schwäbe

Mit ein wenig Glück hätte er den schlecht geschossenen Elfmeter mit der Hüfte pariert. Das blieb ihm verwehrt. Guter Reflex gegen Asano, keine Chance gegen Masovic. Note: 4+

Jonas Hector

Suchte sein Heil in der Schaltzentrale. Blieb dort aber wirkungslos. Stand in der Defensive sicher. Note: 3-

Jeff Chabot

Startete mit einer grandiosen Grätsche gegen Asano, prüfte Bochums Riemann gleich zwei Mal. Gewann 60 Prozent seiner Zweikämpfe, brachte 90 Prozent der Bälle zum Mitspieler – bester Kölner Feldspieler. Note: 3

Timo Hübers

Nicht der Tag des Innenverteidigers. Verursachte den Elfmeter zum 0:1, kam auch sonst einige Male zu spät. Sein Block gegen Stöger war der einzige Lichtblick. Note: 5

Benno Schmitz

Hatte seine Schwierigkeiten mit dem Tempo von Antwi-Adjei. Brachte erstaunlich wenig Pässe zum Mitspieler. Auch seine Flanken fanden nur selten einen Abnehmer. Note: 4

Florian Kainz

Tat sich wie schon gegen Berlin sehr schwer. Fand nicht recht ins Spiel. Auch seine Standards blieben ohne Gefahr. Note: 4

Ellyes Skhiri

Kam bereits nach 60 Sekunden zum ersten Abschluss. Wieder gute Laufwerte, gute Passwerte – gebracht hat es wenig. Note: 3

Eric Martel

Ein weiterer solider Auftritt – nicht mehr und nicht weniger. Note: 3-

Linton Maina

Lief wieder viel, viel wollte aber nicht zusammenlaufen. Sorgte für so gut wie gar keine Gefahr. Note: 4-

Dejan Ljubicic

Läuft der fehlenden Form nach wie vor hinterher – wenn auch auf dem Weg der Besserung. Note: 3

Davie Selke

Rackerte, arbeitete und kam immerhin auf sechs Torschüsse. Für große Gefahr sorgte aber auch Selke nicht. Note: 4

Das gleiche gilt für den Selke-Transfer und auch Steffen Tigges konnte die bisherigen Erwartungen nicht erfüllen. Die Vorstellung, ein Steffen Baumgart kann aus jedem krisengebeutelten Spieler einen Diamanten schleifen, ist romantisch, aber alles andere als realistisch. Dass das „Verbessern“ ausgerechnet in seiner vermeintlichen Paradedisziplin im Sturm so gar nicht gelingen will, könnte die Krux dieser Spielzeit werden.

Sorgen müssen sich die Kölner aber (noch) nicht machen. Selbst nach vier sieg- und torlosen Spielen in Serie ist nicht davon auszugehen, dass bei den Geißböcken der Kopf das Problem werden wird. Dass Baumgart in Bezug auf die Psyche seiner Spieler der richtige Mann ist, hat er schließlich schon mehrfach bewiesen.

Nicht mehr als ein laues Lüftchen

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Nicht mehr als ein laues Lüftchen

Der 1. FC Köln muss nach der 0:2-Niederlage gegen den VfL Bochum den Blick nach unten richten. Dem Trainer und dem FC eine schlechte Taktik vorzuwerfen, ist zu einfach. Köln leidet viel mehr unter Fehlern in der Personalpolitik. Ein Kommentar.

Vier Spiele, ein Punkt, keine Tore, aber sieben Gegentreffer – die jüngste Bilanz des 1. FC Köln ist durchaus als alarmierend zu bezeichnen. Zumal der FC gleich zwei dieser Duelle gegen direkte Abstiegskonkurrenten verloren hat. Auch dem letzten Kölner Zweckoptimisten wird mittlerweile bewusst sein, dass der Blick in Köln eher Richtung Tabellenkeller statt Europa gerichtet werden muss. Denn es ist nicht unbedingt davon auszugehen, dass die Kölner vor der Länderspielpause also im Duell bei Borussia Dortmund, die Tendenz noch ändern können.

Zweifelsohne durchlebt FC-Trainer Steffen Baumgart gerade die größte Krise seit seinem Amtsantritt vor anderthalb Jahren. Doch, dass seine Fähigkeit als Trainer jetzt von den ersten Fans in Frage gestellt wird, ist schlichtweg falsch. Zugegeben, das Kölner Spiel ist nicht variabel und für den Gegner leicht zu durchschauen. Das ist aber sicher nicht der Grund für die anhaltende Misere. Denn auch im vergangenen Jahr spielte der FC das gleiche taktische System. Sollten die Gegner – und so lautet der Vorwurf – das Baumgartsche System jetzt durchschaut haben, hätten sie anderthalb Jahre ihre Hausaufgaben nicht gemacht und erfolgreiche Trainer wie Oliver Glasner von Eintracht Frankfurt oder Urs Fischer von Union Berlin würden es noch immer nicht run. Anders wären ja die durchaus guten Auftritte der Kölner nicht zu erklären.

Die Antwort auf die anhaltende Erfolgslosigkeit muss zweifelsohne im Angriff und der damit verbundenen Personalpolitik gesucht werden. Der Kölner Sturm ist nicht mehr als ein laues Lüftchen. Und das bereits seit dem Weggang von Anthony Modeste. Den Schuh müssen sich Baumgart und Christian Keller wohl gemeinsam anziehen. Der Verkauf von Modeste war angesichts der lukrativen Ablöse, des Alters des Stürmers und seines Egos absolut richtig. Doch dann haben es die Kölner Verantwortlichen versäumt, adäquaten Ersatz zu verpflichten. Bei allem Verständnis für klamme Kassen und finanziellem Spielraum – die Verpflichtung und der langfristige Vertrag des 29-jährigen Sargis Adamyan werfen spätestens im Nachhinein doch einige Fragen auf.

Die Noten zum Bochum-Spiel

Marvin Schwäbe

Mit ein wenig Glück hätte er den schlecht geschossenen Elfmeter mit der Hüfte pariert. Das blieb ihm verwehrt. Guter Reflex gegen Asano, keine Chance gegen Masovic. Note: 4+

Jonas Hector

Suchte sein Heil in der Schaltzentrale. Blieb dort aber wirkungslos. Stand in der Defensive sicher. Note: 3-

Jeff Chabot

Startete mit einer grandiosen Grätsche gegen Asano, prüfte Bochums Riemann gleich zwei Mal. Gewann 60 Prozent seiner Zweikämpfe, brachte 90 Prozent der Bälle zum Mitspieler – bester Kölner Feldspieler. Note: 3

Timo Hübers

Nicht der Tag des Innenverteidigers. Verursachte den Elfmeter zum 0:1, kam auch sonst einige Male zu spät. Sein Block gegen Stöger war der einzige Lichtblick. Note: 5

Benno Schmitz

Hatte seine Schwierigkeiten mit dem Tempo von Antwi-Adjei. Brachte erstaunlich wenig Pässe zum Mitspieler. Auch seine Flanken fanden nur selten einen Abnehmer. Note: 4

Florian Kainz

Tat sich wie schon gegen Berlin sehr schwer. Fand nicht recht ins Spiel. Auch seine Standards blieben ohne Gefahr. Note: 4

Ellyes Skhiri

Kam bereits nach 60 Sekunden zum ersten Abschluss. Wieder gute Laufwerte, gute Passwerte – gebracht hat es wenig. Note: 3

Eric Martel

Ein weiterer solider Auftritt – nicht mehr und nicht weniger. Note: 3-

Linton Maina

Lief wieder viel, viel wollte aber nicht zusammenlaufen. Sorgte für so gut wie gar keine Gefahr. Note: 4-

Dejan Ljubicic

Läuft der fehlenden Form nach wie vor hinterher – wenn auch auf dem Weg der Besserung. Note: 3

Davie Selke

Rackerte, arbeitete und kam immerhin auf sechs Torschüsse. Für große Gefahr sorgte aber auch Selke nicht. Note: 4

Das gleiche gilt für den Selke-Transfer und auch Steffen Tigges konnte die bisherigen Erwartungen nicht erfüllen. Die Vorstellung, ein Steffen Baumgart kann aus jedem krisengebeutelten Spieler einen Diamanten schleifen, ist romantisch, aber alles andere als realistisch. Dass das „Verbessern“ ausgerechnet in seiner vermeintlichen Paradedisziplin im Sturm so gar nicht gelingen will, könnte die Krux dieser Spielzeit werden.

Sorgen müssen sich die Kölner aber (noch) nicht machen. Selbst nach vier sieg- und torlosen Spielen in Serie ist nicht davon auszugehen, dass bei den Geißböcken der Kopf das Problem werden wird. Dass Baumgart in Bezug auf die Psyche seiner Spieler der richtige Mann ist, hat er schließlich schon mehrfach bewiesen.