Kommentar: …und es sind doch mehr als drei Punkte

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Kommentar: …und es sind doch mehr als drei Punkte

Mit dem 3:1-Erfolg über Gladbach ist dem FC der erhoffte erste Saisonsieg gelungen, die Geißböcke haben drei Punkte eingefahren. Mehr nicht. Rein rechnerisch stimmt das. Doch die Punkte sind nicht alles, was die Kölner eingefahren haben. Ein Kommentar.

Der FC hat das Derby also gewonnen. Und das absolut verdient. Damit haben sich die Kölner ein wenig Luft in der Krise verschafft. Vor allem aber Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben gesammelt. Insofern hat der FC deutlich mehr als nur drei Punkte eingefahren. Ein Kommentar zum Derbysieg des 1. FC Köln.

„Es war noch nie so wichtig, ein Derby erfolgreich zu gestalten“, hatte FC-Trainer Steffen Baumgart vor einigen Tagen fast schon pathetisch gesagt. Möglicherweise werden andere Trainer, andere Protagonisten in der Historie der Geißböcke eine andere Wahrnehmung haben. Mit Sicherheit war der Zeitpunkt eines erfolgreichen Derbys aber kaum besser zu wählen. Nach sieben Spieltagen Krise ist dem FC ausgerechnet im Duell gegen den Rivalen, im rheinischen Derby, dem Spiel, dem beide Fanlager so unglaublich viel Bedeutung beimessen, der Befreiungsschlag gelungen. Mehr Balsam geht für die geschundene Kölner Fanseele zum aktuellen Zeitpunkt nicht. Oder? Thomas Kessler trat nicht nur all den beschwingten FC-Fans gehörig auf die Euphoriebremse, der Leiter der Lizenzspielabteilung brachte es nur wenige Minuten nach dem mehr als verdienten 3:1-Erfolg bruchlandend auf den Punkt: „Am Ende sind es aber auch nur drei Punkte“, sagte Kessler und garnierte diese Ausführung noch mit dem Hinweis, dass es noch viel Arbeit gäbe.

FC befindet sich weiterhin in der Krise

Rein rechnerisch hat der ehemalige Keeper der Kölner, der sich somit natürlich auch der Bedeutung des Derbys durchaus bewusst ist, absolut recht. Es sind eben nur drei Punkte, die der FC eingefahren hat. Kessler wirkte in diesem Moment der Freude ein wenig wie die Spaßbremse oder wie ein Spielverderber, dabei waren die mahnenden Worte wohl eher als „Ball flach gehalten“ gemeint. Auf dem Konto hat der FC nun vier Punkte – nach acht Spielen. Das ist nicht viel. Es ist nach wie vor sehr wenig. Zwar haben die Kölner den schlechtesten Saisonstart der Vereinsgeschichte damit vom Tisch, das macht die Punkteausbeute nach nahezu einem Viertel der Saison aber nur einen My besser. Der FC befindet sich trotz der drei Punkte gegen erschreckend schwache Fohlen nach wie vor in der Krise, im Abstiegskampf, ist noch nicht über den Berg. Das und die schlechten Leistungen wie gegen Bremen darf auch der Derby-Erfolg nicht kaschieren.

Und doch ist eine gewisse Euphorie durchaus angebracht. Köln dominierte den Gegner phasenweise nach Belieben. Und auch wenn es zwei Elfmeter und eine Rote Karte benötigte, am Ende war der Sieg absolut verdient, nicht glücklich oder vom Schiedsrichter falsch beeinflusst. Und dann sind es eben doch mehr als nur drei Punkte. Der Berg ist nach dem verdienten Erfolg wieder in Sicht. Gerade in Bezug auf die bevorstehenden Spiele gegen Konkurrenten auf Augenhöhe, in Bezug auf den Rückenwind und das Selbstvertrauen war dieser Sieg tatsächlich essentiell. Er kann den Wendepunkt bedeuten.

Beste Saisonleistung der Geißböcke

In den strahlenden Gesichtern auf dem Feld, während der Interviews war zu sehen, von welcher Last dieser Erfolg die Akteure befreit hat. „Es ist schon eine ganze Menge abgefallen. Ich bin keiner, der mit den Gefühlen hinter dem Berg hält. In der einen oder anderen Situation hat man mir schon angesehen, dass eine gewisse Erleichterung da ist“, sagte der sichtbar gezeichnete Baumgart. Und das sicher nicht nur wegen der drei Punkte. Erleichterung, weil der Trainer gesehen hat, dass sein Weg, seine Art Fußball zu spielen doch noch funktioniert. Seine Jungs doch in der Lage sind, mit ihrem angeblich entschlüsselten System Gegner zu dominieren, das Spiel zu gestalten. „Wir wissen, dass wir mit diesem Fußball nicht jedes Spiel gewinnen werden. Aber dafür, dass wir Tabellenletzter waren, sieht das nach Fußball aus, was wir da machen“, sagte der Trainer glücklich.

Das tat es und das sollte den Kölnern Mut machen für die bevorstehenden Aufgaben. Der FC hat im Derby die mit Abstand beste Saisonleistung abgerufen, sich auf die eigenen Stärken konzentriert und wahrlich nicht wie ein Absteiger gespielt. In dieser Form, mit der Motivation eines Derbysiegers und einer besseren Chancenverwertung kann und wird der FC auch in der nächsten Saisonphase punkten. „Wir müssen Zutrauen in unsere Qualitäten haben. Es wurde viel über die Qualität der Mannschaft geschrieben. Wir sind überzeugt davon, mit der Mannschaft unsere Ziele zu erreichen“, sagte Kessler und klang dabei schon fast trotzig. Fakt ist: Am Ende sind es rechnerisch nur drei Punkte. Aber Punkte, die durchaus Hoffnung auf mehr machen. Und das ist nach dem schwachen Saisonauftakt sehr sehr viel wert.

Einzelkritik

Matchwinner Kainz

Kommentar: Wochen der Wahrheit – jetzt wird es wohl Antworten geben

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Kommentar: Wochen der Wahrheit – jetzt wird es wohl Antworten geben

Vier Spiele gegen direkte Konkurrenten im Abstiegskampf, das CAS-Urteil zur möglichen Transfersperre – der 1. FC Köln steht vor einigen stürmischen Wochen. Es wird vermutlich Antworten auf einige offene Fragen geben. Ob die aber schmecken werden, ist eher fraglich. Ein Kommentar.

Mit dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach startet der FC in einen möglicherweise stürmischen Herbst. Gut möglich, dass die Kölner noch vor dem Winter vor einem Desaster stehen. Wochen der Wahrheit – es wird Antworten geben. Ein Kommentar zu der Lage des 1. FC Köln.

Christian Keller hatte sich ganz offensichtlich sehr gut vorbereitet. Auf der Mitgliederversammlung Ende September wehrte sich der 44-Jährige gegen die Kritik an seinem Sparkurs, rechtfertige die Sommer-Transfers oder eben Nicht-Transfers und ließ sich sogar zu einer gewissen Spur Optimismus zum CAS-Urteil hinreißen. Unabhängig der Aussagekraft oder des Wahrheitsgehalts seiner Worte (denn das wäre rein spekulativ) hinterließ der Sportdirektor einen souveränen Eindruck, machte unterm Strich sogar eine gute Figur. Er hatte die passenden Antworten auf die berechtigten Fragen. Die Mitgliederversammlung ist mittlerweile fast drei Wochen her. Die Fragen, die Keller beantwortet hat, sind zum Teil aber unbeantwortet oder es haben sich neue Fragen daraus entwickelt, die den Kölner Fans unter den Nägeln brennen. Die Kritik an dem Geschäftsführer Sport wächst, die Ungeduld steigt. Die gute Nachricht: viele Fragen werden in den kommenden Wochen beantwortet. Die schlechte Nachricht: viele Fragen werden in den kommenden Wochen beantwortet.

Vorentscheidung in der Liga, Entscheidung in Lausanne

Denn aktuell liegt die Range der Reaktionen auf die Antworten zwischen kollektivem Aufatmen und bewusstloser Schockstarre. Ausgerechnet mit dem Derby gegen Borussia Mönchengladbach startet der FC nun in die zweite Saisonphase. Und diese wird für die Kölner nicht nur eine richtungweisende, es wird wohl eine vorentscheidende werden. Zumindest wenn die Geißböcke nicht schleunigst das Ruder herumreißen. In den kommenden sieben Spielen werden es die Kölner gleich mit vier Gegnern auf Augenhöhe zu tun bekommen. Dazu noch das Derby gegen Gladbach, das Pokalspiel auf dem Betzenberg und mit den Partien gegen die Bayern und gegen Leipzig zwei Aufgaben, die der FC wohl nicht wird lösen können – zumindest fehlt dazu nach den bisherigen Leistungen jegliche Phantasie. Auf die Frage nach der Qualität, also der Bundesligareife, die viele Fans nach dem desolaten Start wiederum zu recht infrage stellen, wird es noch vor dem Winter Antworten geben. Wenn es die Geißböcke in dieser Phase nicht aus dem Keller schaffen, dann wohl gar nicht mehr.

Es wird sich wohl bis zum Winter auch noch die Frage klären, ob die Kölner auf ihrem Weg noch einmal nachbessern können, nein dürfen. Während der FC gerade um das aktuelle Überleben kämpft, rätseln in Lausanne kluge Köpfe über die Zukunft des Klubs. Sollten die CAS-Richter den FC freisprechen, und davon ist nicht wirklich auszugehen, dann wird die Causa Potocnik irgendwann in der Kölschen Folklore zwischen Toni Polsters Bläck-Fööss-Band und einem kaputten Faxgerät angesiedelt werden. Sollten die Richter aber zu dem Schluss kommen, dass zum Beispiel die zeitliche Nähe zwischen Kündigung des Spielers und Neuvertrag (keine 24 Stunden) nicht so richtig für den FC spricht und die Kölner dem Spieler dementsprechend doch vielleicht ein wenig angestiftet haben, sich für einen Umzug nach Köln zu entscheiden, dann steht der FC vor dem wohl größten Desaster der Vereinsgeschichte. Im Worst-Case-Szenario würden die Kölner absteigen und dürften dann keine neuen Spieler verpflichten. Spätestens dann werden sich neue Fragen auftun. Besonders interessant wird die nach der Verantwortung werden.

Wie geht es weiter mit dem FC?

Der FC steht vor entscheidenden Wochen, die Wochen der Wahrheit wenn man so will. An deren Ende wird man dann nämlich sehen, ob die Kritik an Kellers Sparkurs berechtig war. Ob die Sommer-Transfers ausgereicht haben und ob der Kölner Optimismus in Sachen Transfersperre richtig dosiert war. Der FC steht vor einem unruhigen Winter. Und das gilt nicht nur für Spieler und Trainer.

Motivierende Worte, bedrohliche Ergebnisse

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Motivierende Worte, bedrohliche Ergebnisse

Beim 0:3 in Leverkusen bekam der FC seine Grenzen deutlich aufgezeigt. Die aktuellen Leistungen machen wenig Hoffnung auf mehr. Steffen Baumgart glaubt dennoch weiterhin an den Klassenerhalt. Ein Kommentar

Auch nach der deutlichen 0:3-Pleite in Leverkusen glaubt FC-Trainer Steffen Baumgart weiterhin an den Klassenerhalt. Seine Aussagen sind verständlich, sogar logisch. Viel bleibt ihm auch nicht übrig. Dabei sprechen die bisherigen Leistungen eine andere Sprache: Motivierende Worte, bedrohliche Ergebnisse

Mal angenommen, und der Gedanke bedarf zugegebener Weise schon sehr viel Fantasie, dennoch: mal angenommen, der FC hätte gegen Leverkusen gepunktet – wie auch immer. Dann wäre der Spieler des Spiels mit großer Sicherheit ein Kölner gewesen. Marvin Schwäbe. Die Kölner Nummer eins hielt im Nachbarschafts-Duell so ziemlich alles, was ging und vielleicht sogar noch ein wenig mehr. Die Niederlage konnte Schwäbe nicht verhindern. Der Keeper bewahrte die Geißböcke aber mit einigen wirklich starken Paraden vor einer derben Klatsche, tatsächlich sogar vor einem Debakel. Der Klassenunterschied war mehr als nur deutlich. Wenn Leverkusen der Maßstab der ersten Liga sein soll, dann fehlte dem FC am Sonntag die Bundesligareife. Und so unterlief dem Kölner Keeper dann doch noch ein kleiner Fehlgriff, wenn auch nach dem Spiel, als er sagte, die Leistung seines Teams sei keine schlechte gewesen. Ehrlicher Weise hat eben diese Leistung nicht ausgereicht, um Leverkusen Paroli zu bieten, noch nicht einmal, um die Werkself ernsthaft in Gefahr zu bringen. Mehr als das Doppelpech von Eric Martel nach einer Ecke war für die Kölner nicht drin.

Diskrepanz zwischen Glauben und Ergebnisse

Der FC kassierte eine vollkommen verdiente Niederlage, die getrost auch höher hätte ausfallen können. Es war die sechste im siebten Spiel, ein Punkt steht auf dem Konto. Kein Wunder, dass die üblichen und verständlichen Mechanismen einer Krise greifen. Ein Teil der Fans schießt gegen Sportdirektor und oder Trainer, ein anderer Teil stellt so ziemlich alles rund um das Geißbockheim in Frage, ein weiterer schwört die ewige Liebe, egal was auch passiert. Und von Seiten der Kölner hört man die obligatorischen Durchhalteparolen. „Wir werden da unten rauskommen“, sagte Steffen Baumgart und wiederholte sinngemäß seine Worte der vergangenen Woche, als er betonte, er sei überzeugt, dass der FC nicht absteige. Auch Christian Keller erklärte vor dem Spiel, dass der Kader durchaus Bundesliga-Qualität besitze.

Die Worte der Kölner Verantwortlichen sind verständlich, sie sind logisch, und in der aktuellen Situation unumgänglich. Baumgart vertraut seiner Mannschaft und seinem Kader – das hat ihn, aber vor allem seine Spieler in den vergangenen Jahren stark gemacht. Der Kölner Coach geht voran. Er wird die Worte ernst meinen, von dem Klassenerhalt überzeugt sein. Sonst wäre er Fehl am Platz. Außer diesem bedingungslosen Glauben bleibt dem Trainer aber auch wenig übrig. Bei der personellen und finanziellen Lage gibt es für ihn aber auch wenige bis gar keine Alternativen. Dieser Kader wird den FC mit großer Sicherheit durch die Saison begleiten. Egal, wer Trainer oder Sportdirektor ist.

Nur liegt zwischen den Worten der Verantwortlichen und den Ergebnissen eine große Diskrepanz. Nach sieben Spieltagen lässt sich genau ein Punkt festhalten und kurzfristig wenig Aussicht auf mehr. Denn auch das Derby gegen Mönchengladbach und das Auswärtsspiel bei Leipzig sind in die Kategorie „schwere Brocken“ einzuordnen – zumindest in der aktuellen Verfassung. Mal abgesehen von dem Dortmund-Spiel, in dem der FC leidenschaftlich gekämpft hat und auch hätte gewinnen können, waren die Leistungen nur selten ausreichend. Es fehlt aktuell die Fantasie, wie der FC sich aus dieser Lage befreien kann. Nach dem siebten Spieltag lässt sich die Punkteausbeute jedenfalls nicht mit dem schweren Auftaktprogramm, Zufall, dem fehlenden Spielglück oder fragwürdigen Schiedsrichter-Entscheidungen erklären. Im Gegenteil: Bislang hat der FC viel von einem Absteiger.

Die Aufgaben werden nicht leichter

Natürlich ist die Situation nicht hoffnungslos. Es sind noch 27 Spiele zu spielen, die zweite Hälfte der Hinrunde ist vermeintlich leichter. In der Länderspielpause werden zudem einige verletzte Spieler wie Mark Uth zurückkehren. Und es stehen eben noch die Partien gegen die direkte Konkurrenz aus. Also werden die Aufgaben leichter? Das könnte sich schnell als Trugschluss erweisen. Denn die Kölner werden in diese Spiele mit der Bürde des letzten Tabellenplatzes und eben einem Zähler gehen. Auch Heidenheim, Darmstadt, Mainz und Bochum werden kämpfen, punkten wollen. Auch für jene Teams geht es gegen den Abstieg. Nur haben die Klubs bereits mehr gepunktet als der FC. Der Druck liegt auf Köln. Und wenn man Baumgarts Worten Glauben schenken soll, dann arbeitet es schon jetzt in den Köpfen der Spieler. Das macht die Gesamtsituation gewiss nicht einfacher.

Der aktuelle Weg ist nicht erfolgreich, er ist gerade alternativlos

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Der aktuelle Weg ist nicht erfolgreich, er ist gerade alternativlos

Die Bilanz des 1. FC Köln ist aktuell genauso alarmierend wie die statistischen Zahlen, die die Kölner am Samstag abgeliefert haben. Köln ist auch sportlich in der Krise angekommen. Doch das Klagen und Kritisieren wird nicht viel bringen, dem FC sind die Hände gebunden.

Nach der fünften Niederlage im sechsten Spiel wächst die Kritik an FC-Sportdirektor Christian Keller, an zahlreichen Spielern, aber auch an FC-Trainer Steffen Baumgart. Es werden in den Sozialen Medien Veränderungen gefordert. Zu denen wird es wohl nicht kommen können. Der aktuelle Weg ist nicht erfolgreich, er ist aber alternativlos. Ein Kommentar.

Die Gesichter der Kölner Spieler waren leer, enttäuscht, frustriert. Auch Steffen Baumgart war nach dem 0:2 gegen den VfB Stuttgart der Frust ins Gesicht geschrieben. Nach dem Bremen-Spiel wirkte der Trainer ratlos, nun einfach nur noch enttäuscht. Auch er wird nicht nur predigen, sondern auch wissen, dass die Qualität seines aktuellen Kaders – zumindest momentan – nicht für die Bundesliga reicht. Nach zwei Spielzeiten, in denen der FC mit seinem Offensivfußball die Fans, sogar weite Teile der Liga begeistert hat, ist Baumgart auf dem Boden der Realität, vielleicht auch am Ende der Fahnenstange angekommen. Seine größte Stärke, Spieler zu entwickeln, sie zu motivieren, vielleicht auch stark zu reden, lässt sich in dieser Spielzeit noch nicht in Zählbares ummünzen. Baumgart steht vor seiner schwersten Aufgabe.

Unabhängig vom harten Auftaktprogramm ist die Punkteausbeute des FC desaströs. Köln belegt mit einem Zähler den vorletzten Tabellenplatz und die kommenden Wochen versprechen mit den Begegnungen gegen Leverkusen, Gladbach und Leipzig in der aktuellen Situation keine Besserung. Im Gegenteil: Konnte der FC in den vergangenen Spielzeiten von einem starken Saisonauftakt und einem Puffer an Punkten zehren, gibt es immer weniger Möglichkeiten, den Kurs zu korrigieren – der FC befindet sich im freien Fall. Kein Wunder, dass die Kritik in den Sozialen Medien, unter den Fans nicht nachlässt, im Gegenteil, sie steigt. Baumgart betonte am Samstag, er wolle jetzt nicht draufhauen – liest man Kommentare, Tweets, Posts übernehmen das einige Fans.

Deutliche Kritik an Keller

Vor allem Christian Keller muss aktuell viel aushalten. Dem Sportdirektor wird der radikale Sparkurs vorgeworfen. Den hat der 46-Jährige am vergangenen Mittwoch auf der Mitgliederversammlung sehr sachlich, verständlich und logisch erklärt und verteidigt. Auch wenn seine Erklärungen absolut nachvollziehbar sind, hat er einen Kader zusammengestellt, der sich aus der aktuellen Situation nicht befreien kann. Die zentrale Lücke, die Ellyes Skhiri gerissen hat, wurde nicht adäquat ersetzt und wird zunehmend zu einem zentralen Problem. Der FC ist sportlich bislang nicht in der Lage, vermeintliche Gegner auf Augenhöhe in ernsthafte Gefahr zu bringen. Der Prozess hat in der vergangenen Spielzeit begonnen, er steuert nun auf ein Kölner Desaster zu. Es reicht offensichtlich nicht, darauf zu hoffen, Spieler in Windeseile zu funktionierenden Erstligisten zu entwickeln.

Baumgart ist sicherlich der richtige Mann dafür, er ist aber kein Zauberer. Doch auch die Kritik am Trainer wächst. Er stelle die falschen Spieler auf die falschen Positionen, halte zu lange an fixen Ideen fest und wolle unbedingt mit dem Kopf durch die Wand. Immerhin betonte Baumgart in der vergangenen Woche, dass gerade Letzteres ein zentrales Element seines Seins sei. Dass die Spieler nicht von Kritik verschont bleiben, ist bei der aktuellen Situation ebenfalls kein Wunder, verständlich und vor allem nichts Neues.

Klagen und Kritik helfen nicht weiter

Die Kritik ist nicht nur nachvollziehbar, sie ist in Teilen bestimmt auch nicht unberechtigt. Doch die Klagen sowie eben die Kritik helfen aktuell nicht weiter. Der FC ist in gewisser Weise handlungsunfähig, festgefahren – Köln steckt im Dilemma. Sportlich sind die Geißböcke aktuell nicht in der Lage, Fuß zu fassen. Doch welche Hebel haben sie für eine Kurskorrektur? Erschreckender Weise so gut wie keine. Die üblichen Mechanismen zur Korrektur sind in der jetzigen Situation indiskutabel oder kommen zu spät. Steffen Baumgart muss mit dem Personal arbeiten, das ihm zur Verfügung steht. Das Transferfenster ist geschlossen, Keller hat in der vergangenen Woche noch einmal – auch verständlich – klargemacht, warum vertragslose Spieler aktuell keine Alternative seien. Es wird kein neues Personal geben und glaubt man den Rechtsexperten in Bezug auf das CAS-Urteil auch nicht im kommenden Winter und mit ein wenig Pech noch nicht einmal im kommenden Sommer.

Der wirtschaftliche Kurs von Christian Keller ist nachvollziehbar, vor allem, wenn der FC dabei bleibt, keinen Investor mit an Bord zu holen. Dennoch haben sich die Kölner Verantwortlichen in diesem Transfersommer verspekuliert. Das Risiko Ellyes Skhiri nicht zu ersetzen, war einfach zu groß. Da können die Zahlen auf der Mitgliederversammlung noch so rosig sein. In den Sozialen Medien wird auch deswegen die Ablösung von Keller gefordert. Mal abgesehen davon, dass diese Denke sehr eindimensional ist – denn Keller geht es um nichts anderes als die Zukunft des Vereins, er arbeitet nun die Altlasten seiner Vorgänger ab und die hätten Köln in eine größere Krise führen können, muss die Frage nach dem „Und dann?“ erlaubt sein. Dann müssten die Kölner dem scheidenden Geschäftsführer eine Ablöse zahlen und dem FC wären in Sachen Kaderplanung genauso die Hände gebunden wie jetzt. Den Kader könnte ein neuer Geschäftsführer Sport kurzfristig jedenfalls nicht ändern.

Ein abstruser Gedanke

Deutlich weniger Fans, aber immer noch erstaunlich viele, fordern sogar den Abschied von Steffen Baumgart. Ebenfalls ein gängiges Mittel in Zeiten der Krise – aber ein sehr abenteuerlicher Gedanke. Baumgart hat dem FC in den vergangenen Jahren wieder Leben eingehaucht. Seine offensive Spielweise ist attraktiv, hat Feuer und Emotionen ins Kölner Stadion gebracht. Zugegeben, die Stimmung ist aktuell im Keller und der FC kann sich davon auch nichts kaufen. Doch war das Gefühl in Köln zuletzt eben ein anderes. Viel wichtiger ist aber, dass Baumgart nicht nur die Gabe hat, junge Spieler zu entwickeln, er ist in der Lage, aus seinen Spielern das Maximum und manchmal sogar noch ein wenig mehr herauszuholen. Seine Stärken haben den FC in den vergangenen beiden Spielzeiten zu einem Klub gemacht, gegen den kein Gegner gerne spielt.

Und eben jene Stärken oder vielmehr der Glaube daran, werden auch die Basis für Kellers Transfer-Entscheidungen gewesen sein. Sollte also der abstruse Gedanke eines Trainerwechsels real werden, müssten die Kölner einen Coach finden, der die Idee eines Steffen Baumgarts fortführt, der auf eine ähnliche Weise Spieler entwickelt, ihnen den Mut und das Selbstvertrauen gibt, in dieser Situation zu bestehen. Ein schweres Unterfangen. Mehr Motivation, gerade im Abstiegskampf, geht nicht.

Der Austausch des Personals ist weder auf der Ebene der Verantwortlichen noch auf der der Spieler in der jetzigen Situation eine zielführende Option – eine dahingehend kurzfristige, heilsbringende Lösung kann es nicht geben. „Wir werden weiter den Arsch hochnehmen und um jeden Zentimeter kämpfen, um die nötigen Punkte zu holen“, sagte Steffen Baumgart am Samstag. Diese Marschroute ist nicht nur verständlich, sie ist aktuell alternativlos.

Ein schlechter Begleiter in der Krise

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Ein schlechter Begleiter in der Krise

Stark angefangen, stark nachgelassen – lautete das Motto des 1. FC Köln bei Werder Bremen. Eine knappe Stunde fand der FC gegen einen schlagbaren Gegner kein Mittel. Vermutlich auch ein Grund für die ratlosen Gesichter in Köln. Der FC ist in der Krise angekommen. Ein Kommentar.

Nach gut 30 Minuten deutete für den FC bei Werder Bremen recht wenig auf eine Niederlage hin, nach 90 Minuten gingen die Kölner als verdiente Verlierer vom Platz. Die Leistung ließ bei den Kölner Verantwortlichen fragende Gesichter zurück. Dabei ist Ratlosigkeit ein denkbar schlechter Begleiter in der Krise. Ein Kommentar.

Der Begriff „Krise“ ist im Fußball schwer greifbar, auf jeden Fall subjektiv unterschiedlich wahrnehmbar. Am vergangenen Donnerstag sagte FC-Trainer Steffen Baumgart etwa, man sei von der kolportierten Krise beim FC noch weit entfernt. Die Jungs seien mit Spaß bei der Sache. Der Spaß ist den Kölnern am Samstag vergangen und da man das Wort „Krise“ durchaus mit einer schwierigen, bedrohlichen Situation definieren kann, ist diese vielleicht dann doch nicht so weit entfernt, wie es der Trainer sieht. Die Lage ist ernst, sie ist bedrohlich. Da macht auch Baumgart keinen Hehl draus. Sie hat sich seit Samstag sicherlich nicht verbessert.

Der FC kann sich nicht mehr viel erlauben

Auf den ersten Blick hat sie sich aber auch nicht dramatisch verschlechtert. Grund zur Panik besteht wohl auch weiterhin nicht. Der FC hat noch 29 Spiele in dieser Saison zu absolvieren, eine Kurskorrektur ist jederzeit möglich. Zumindest in der Theorie. Denn der Auftritt in Bremen lies gerade diejenigen ratlos zurück, die vor der Spielzeit von der Qualität des Kaders überzeugt gewesen sind. Nur um das vorweg klarzustellen: Der Kölner Kader hat Qualität, auch für die Bundesliga. Das haben die Leistungen gegen den BVB, in Teilen auch gegen Hoffenheim und eine halbe Stunde auch gegen Bremen gezeigt. In Teilen, und das betonte Baumgart nach der 1:2-Niederlage gegen Bremen, reicht für die Bundesliga eben nicht. Nun ist Baumgart in Köln als Krisenmanager gefordert.

Das ist für ihn auch beim FC grundsätzlich nichts neues: Ein Punkt aus fünf Spielen, 1:13 Tore – in der vergangenen Spielzeit erlebte der FC eine ganz ähnliche Situation. Katerstimmung an Karneval, hieß es damals. Nur hatte sich Köln damals bereits ein ordentliches Polster angefuttert, belegte nach der Misere immer noch Rang 13 mit sechs Punkten Puffer auf den Relegationsplatz. Köln gab die Chance auf mehr aus der Hand, mehr aber auch nicht. Dieses Polster fehlt bislang. Viel kann sich der FC nicht mehr erlauben. Und das wird sich auch in den Köpfen der Spieler festsetzen. Baumgart deutete zumindest an, dass seine Akteure „mit dem Kopf arbeiten“.

Keine feste Rolle für Kainz, kein Plan B

Die Alarmglocken könnten in Köln aber auch aus weiteren Gesichtspunkten schrillen. Zum einen lässt sich die Lücke auf der Sechs nicht weiter wegdiskutieren. Dass FC-Trainer Baumgart auf der Suche Florian Kainz auf die Position im zentralen, defensiven Mittelfeld setzt, ist erstaunlich, vielleicht ein Zeichen. Tatsächlich hat der Kölner Kapitän es auch eine halbe Stunde recht ordentlich gemacht. Das „Experiment“ hat aber einen Beigeschmack. Denn auch nach dem fünften Spieltag hat weder der zentrale Leistungsträger Kainz seine Rolle auf dem Platz, noch Baumgart einen Plan B für den möglichen Ausfall eines Sechsers gefunden. Für Experimente ist diese zentrale Position zu wichtig, der Zeitpunkt eigentlich zu weit fortgeschritten.

Denn der oft genannte schwere Saisonauftakt mit großen Brocken zu Beginn ist absolviert. Baumgart betonte unter der Woche, dass es acht, neun Mannschaften in der Liga gebe, die auf andere Ziele schielen, in andere Sphären vorrücken wollen. Da gehörten die Gegner des Auftaktprogramms allesamt dazu. Werder Bremen nicht. Soll heißen: Der FC ist durchaus in der Lage, auch gegen die Topteams zu punkten. Er muss es aber nicht. Gegen die Mannschaften auf Augenhöhe müssen aber die Zähler her, sonst wird es am Ende des Tages eng. Dass der FC gegen einen sicherlich nicht übermächtigen Gegner eine Stunde lang kein Mittel fand, lässt die Kölner Verantwortlichen zusätzlich ratlos zurück. Und Ratlosigkeit ist kein guter Begleiter in einer Krise.

Sorge ja, Panik nein!

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Sorge ja, Panik nein!

Der 1. FC Köln steht nach dem vierten Spieltag mit nur einem Punkt da. Das ist zu wenig, wie auch Steffen Baumgart treffend feststellte. Die Situation ist ernst, sie ist aber zu diesem frühen Zeitpunkt noch kein Grund zur Panik. Noch nicht. Ein Kommentar.

Die Bilanz fällt ernüchternd aus: Ein Punkt aus vier Spielen. Der FC steht bereits früh in der Saison mit dem Rücken zur Wand. Dennoch: Sorge ja, Panik nein – dafür ist es einfach noch (!) zu früh. Das könnte sich aber bald ändern. Ein Kommentar

Steffen Baumgart brachte es nach der 1:3-Niederlage gegen die TSG Hoffenheim mit ein paar wenigen Worten präzise auf den Punkt: Ein Punkt aus vier Spielen? „Das ist zu wenig“. Noch in der vergangenen Woche hatte der Trainer darauf hingewiesen, dass man gegen die bisherigen drei Gegner dieselben Ergebnisse wie in der vergangenen Spielzeit eingefahren hat, nur zu einem anderen Zeitpunkt. Das ist in der Sache richtig, nur lässt sich damit nicht der Fehlstart der aktuellen Saison kaschieren. Nach dem vierten Spieltag den FC im Abstiegskampf willkommen zu heißen, kommt indes ein wenig früh. Dafür ist der Fußball zu unberechenbar, dafür ist ein Steffen Baumgart, ja auch seine Spieler zu unberechenbar. Es sind immerhin noch 30 Spieltage zu spielen.

Schönrederei bringt den FC genauso wenig weiter wie Schwarzmalerei

Dass die Situation bedenklich ist, ja sogar bedrohlich werden kann, steht dabei außer Frage. Der FC befindet sich mit dem Rücken zur Wand. Ein Polster, das die Kölner während der Saison geschmeidig durch unruhige Gewässer führt, gibt es nicht. So ist die Sorge unter den Kölnern Anhängern mehr als verständlich, Grund zur Panik sollte es aber noch (!) nicht geben. Denn der FC hat durchaus eine Reaktion auf die vom Trainer betitelte „Abwehrschlacht“ gegen Frankfurt gezeigt. Die Kölner spielten wieder mutig nach vorne, ließen sich von Rückschlägen nicht beirren und hätten mit ein wenig mehr Spielglück sicherlich auch Zählbares zu verzeichnen gehabt. Die Gegentore fielen zumindest unglücklich, zudem zu unglücklichen Zeitpunkten und so manche Schiedsrichter Entscheidung hätte mit ein wenig mehr Glück anders ausfallen können.

Und doch: Ein Punkt, aus vier Spielen – „das ist zu wenig“! Punkt. Die Schönrederei vom schweren Auftaktprogramm, den komplizierten Umständen und dem Verletzungspech bringt die Kölner nicht weiter. Im Gegenteil: es zählen die Punkte auf dem Tableau. Nichts anderes. Am Ende des Tages hat eine gute Offensivleistung auch gegen die TSG Hoffenheim nicht gereicht. Die individuellen Fehler waren zu gravierend, die individuelle Klasse vor oder beim letzten Pass nicht ausreichend. Und so stehen die Kölner trotz guter Leistungen gegen Dortmund und Hoffenheim mit leeren Händen da. Kein Wunder, dass die Frage nach der Zusammenstellung, nach der Qualität des Kaders unter den Anhängern heiß diskutiert wird. Dabei ist diese ein wenig weit gegriffen. Denn Schwarzmalerei bringt genauso wenig wie Schönrednerei. 

Kann der FC im Winter nachbessern?

Ja, der Qualitätsverlust von Ellyes Skhiri lässt sich nicht wegdiskutieren, ein adäquater Ersatz wurde nicht verpflichtet. Dabei ist die Doppelsechs mit Eric Martel und Dejan Ljubicic grundsätzlich schon gut besetzt, sie darf halt nur nicht verletzungs- oder leistungsbedingt auseinanderfallen. Auf den anderen Positionen hat sich die Qualität im Vergleich zum Vorjahr nicht verschlechtert. Der FC ist durch Rasmus Carstensen, Luca Waldschmidt und ja auch Faride Alidou in der Theorie sogar variabler geworden, hat mit Leart Pacarada sportlich einen Ersatz für Jonas Hector gefunden. Es wird nur Zeit, dass die Spieler diese Qualität auch auf den Rasen bringen. Denn die Chancen stehen nicht schlecht, dass ein Ausbessern, eine Kurskorrektur im Winter aufgrund der Transfersperre nicht möglich sein wird.

Fakt ist: Köln muss dringend gegen Bremen und Stuttgart punkten. Frei nach den Worten von Timo Hübers nach der 1:3-Pleite gegen Hoffenheim: Sonst guckt der FC am Ende der Saison blöd aus der Wäsche. 

Vertrauen ist gut, ist Sicherheit besser?

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Vertrauen ist gut, ist Sicherheit besser?

Viele Fans hatten bis zuletzt gehofft, dass der FC am Deadline Day noch einen Offensivplayer verpflichtet. Die Kölner Verantwortlichen haben sich anders entschieden und dafür gute Gründe genannt. Ein Wesentlicher ist das Vertrauen in den eigenen Kader. Vertrauen ist gut, aber wäre nicht mehr Sicherheit vielleicht beruhigender?

Seit gestern Abend 18 Uhr ist das Transferfenster geschlossen. Bevor der Deadline Day überhaupt in Fahrt gekommen ist, hat FC-Sportchef Christian Keller ihn für den FC schon wieder beendet – ohne den von den Fans erhofften Transfer. Die Gründe hat er direkt mitgeliefert. Sie sind verständlich, auch logisch und vermutlich auch gut. Denn Vertrauen ist gut, ist Sicherheit besser? Ein Kommentar.

Christian Keller hatte keine gute Nachricht im Gepäck – zumindest für die Fans des 1. FC Köln, die bis zuletzt noch auf eine Verstärkung der Offensive gehofft haben. Die schlechte Nachricht war eigentlich auch nicht viel mehr als eine paar wenige Worte. Mehr als den Wechsel von Kristian Pedersen werde es in Sachen Transfer an dem Deadline Day nicht mehr geben, verkündete Keller trocken. Punkt. Dass der Sportdirektor für diesen Satz extra zur Pressekonferenz im Vorfeld des Frankfurts-Spiel gekommen war, zeigt wiederum, dass seine Aussage dann doch ein wenig Strahlkraft haben würde. Auch, wenn Keller die Nachfragen der Journalisten mit einem sehr breiten Grinsen zu übertünchen versuchte. In der Causa „Offensive“ haben sich die Kölner Verantwortlichen überraschend defensiv verhalten und mit einigen erstaunlichen Ansagen wiederum viel Angriffsfläche geboten – zumindest in den Sozialen Netzwerken.

Sorgen der FC-Fans sind verständlich

Die Sorgen vieler Kölner Fans sind durchaus verständlich. Aktuell fehlt den Kölnern ein klassischer Mittelstürmer mit Bundesliga-Format. Ein Stürmer mit Torriecher, ein robuster Zielspieler, wie Anthony Modeste es vor zwei Spielzeiten noch war. Davie Selke leidet unter einer seltsamen Rücken- oder Muskelverletzung, die es ihm ermöglicht, im Training voll mitzugehen, ihn im Spiel aber ausbremst, bevor der Stürmer auf Touren kommt. Steffen Tigges war lange verletzt, zwar nicht an den Füßen, wie Steffen Baumgart wiederholt feststellte, aber immerhin schlimm genug, dass er am Wettkampfbetrieb der Bundesliga bislang nicht teilnehmen konnte. Und wenn man ehrlich ist, hat der Angreifer auch in der vergangenen Saison den kolportierten Rückstand aus seiner damaligen Verletzung nie aufgeholt. Florian Dietz leidet an den Folgen seines Kreuzbandrisses, einen anderen Mittelstürmer hat der FC nicht. Gerade vor der durchaus realistischen Gefahr einer möglichen Transfersperre, die im schlimmsten Fall eine Handlungsunfähigkeit bis zum Winter 24/25 mit sich bringt, ist die offensive Personaldecke aktuell sehr dünn. Sehr sehr dünn.

Daran ändert auch nichts, dass Keller der Meinung ist, ein weiterer Stürmer hätte den Kader so vergrößert, dass sich die Trainer nicht mehr die Namen der Schützlinge hätten merken können. Ein sehr schwaches Argument. Überhaupt hinterlassen Kellers Argumente dann doch einige Fragezeichen. Unter anderem sprach der Sportchef davon, dass man auf dem Markt keinen Stürmer gesehen hätte, dem man die Verbesserung des Kaders zugetraut hätte. Verschiedene Medien berichten aber, dass der FC sehr wohl gezielt bei anderen Klubs nach Angreifern wie Ihlas Bebou angefragt haben soll. Das ständige „Wir gucken schon, aber eigentlich ist der Kader stark genug“, verliert zunehmend an Glaubwürdigkeit.

Es gibt Argumente gegen den Offensiv-Transfer

Dabei gibt es ja durchaus gute Argumente gegen den Offensiv-Transfer. Die Kölner Verantwortlichen werden den Gesundheitszustand von Davie Selke vermutlich sehr gut kennen. Warum sollte er nicht wie nach der Winterpause nach anfänglichen Wehwehchen verletzungsfrei durchstarten? Und mal weitergedacht: Hätten die Kölner einen sieben-Millionen-Euro-Stürmer wie Ihlas Bebou verpflichtet, wie hätte man dann Selke einen möglichen Platz auf der Reservebank vermittelt? Oder andersherum: Mit welchem Argument hätte man den Nationalspieler Togos nach Köln locken können, wenn Selke Stand jetzt „nur“ kurzfristig verletzt ist? Unruhe und Unzufriedenheit wären vorprogrammiert gewesen. Das ändert natürlich nichts daran, dass ein Mittelstürmer aus einem niedrigeren Regalfach dem FC gut getan hätte. FC-Trainer Steffen Baumgart lieferte aber das beste Argument, als er betonte, man würde dem aktuellen Kader vollends vertrauen.

Vertrauen ist genau das, was das Team in den vergangenen beiden Spielzeiten ausgemacht, es stark gemacht hat, vielleicht sogar stärker gemacht hat, als es eigentlich war. Vertrauen ist der wesentliche Bestandteil der baumgartschen Entwicklungsstrategie, der Hauptgrund, warum die Kölner nun offensiven Angriffsfußball und nicht defensiven Angsthasenfußball spielen. Das Vertrauen, das der Kölner Coach beispielsweise einem Anthony Modeste entgegen gebracht hat, hat den Stürmer eine gesamte Saison lang überperformen lassen. Das Team vertraut wiederum dem Trainer blind, geht auch deswegen für ihn die langen, die schmerzhaften Wege. Vielleicht ist es an der Zeit, diesem Trainer, den Kölner Verantwortlichen zu vertrauen. Sie kennen das Team, sie kennen die Finanzen, sie kennen die Hintergründe. Sie sind die Fachleute.

Ja, Vertrauen ist gut! Aber das Eis ist dünn, ein Risiko bleibt. Gerade im Bezug auf die Transfersperre wäre ein wenig mehr Sicherheit beruhigender gewesen. So oder so – am Ende der Spielzeit werden sich die Kölner Verantwortlichen an den jetzigen Entscheidungen messen lassen müssen. Mal sehen, ob sich das Vertrauen für alle Beteiligten auszahlt.

Stürmer-Suche: Polarisierende Netz-Debatte um Modeste-Rückkehr

Anthony Modeste gegen den FC
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Stürmer-Suche: Polarisierende Netz-Debatte um Modeste-Rückkehr

Spätestens seit der Verletzung von Davie Selke wird kräftig über die Notwendigkeit eines weiteren Stürmers diskutiert. Im Netz fällt auch immer wieder der Name Anthony Modeste. Die Rückkehr des Franzosen ist indes sehr unwahrscheinlich, wenn auch nicht unmöglich.

Kehrt Anthony Modeste zurück zum FC? Wenn es nach einigen Fans geht, wäre der Franzose die Ideallösung für die Vakanz im Sturmzentrum. Dabei gibt es noch nicht einmal Gerüchte über einen möglichen Modeste-Transfer. Dafür aber eine polarisierende Netz-Debatte um die mögliche Modeste-Rückkehr. Unsere kommentierende Einordnung.

Viel scheint nicht mehr zu fehlen und der FC begrüßt dann auch offiziell einen Rückkehrer in seinen Reihen. Dominique Heintz wird also schon bald wieder den Geißbock auf der Brust tragen. Dabei ist in den Sozialen Medien schon längst eine Diskussion um eine ganz andere Rückkehr entbrannt. Eine Rückkehr, die doch sehr weit hergeholt und für einige Fans wiederum sehr logisch scheint. Die Hoffnung auf einen weiteren Offensiv-Transfer hat im Netz eine Debatte um einen Spieler ausgelöst, der trotz seiner Ortsansässigkeit gefühlt Lichtjahre vom Geißbockheim entfernt ist. Anthony Modeste ist beim FC im Gespräch. Mit großer Wahrscheinlichkeit nicht bei den Kölner Verantwortlichen, vielmehr ist der Franzose ein Dauerthema in den Kommentaren und Chats von X, Facebook und Co.

Es gibt Argumente für eine Modeste-Verpflichtung

Ist die Sorge vor einem langfristigen Ausfall des vermeintlich so verletzungsanfälligen Davie Selke wirklich so groß, dass man dieses Fass wieder, also noch ein drittes Mal, aufmachen will? Dass dem FC tatsächlich ein Stürmer gut zu Gesichte stünde, ist nicht von der Hand zu weisen. Alleine schon aufgrund der möglichen Transfersperre, die die Kölner dann im Winter und möglicherweise auch über den kommenden Sommer hinaus handlungsunfähig machen kann, ist ein weiterer Mittelstürmer durchaus sinnvoll. Zumal Steffen Tigges schon in der vergangenen Spielzeit nach langer Verletzung fieberhaft nach seiner Form gesucht und sie nie so recht gefunden hat und Florian Dietz noch weit von einem Comeback entfernt ist. Davie Selke aber eine latente Verletzungsanfälligkeit an zu dichten, wird dem Stürmer nicht gerecht. Aufgrund von strukturellen Verletzungen ist Selke noch nie langfristig ausgefallen.

Dennoch kann man auch durchaus Argumente finden, die für einen Transfer von Anthony Modeste sprechen. Wenn der FC einen weiteren Offensivspieler verpflichtet, dann einen Zielspieler, einen großen, robusten Mittelstürmer, der mit Flanken gefüttert wird, auf den das Spiel zugeschnitten ist, der weiß, wo das Tor steht. Eben einen Stürmer wie Anthony Modeste. Der 35-Jährige würde auch nicht die obligatorische Baumgart-Zeit benötigen, die der Trainer seinen Spielern – wie jetzt Alidou – einräumt, um die taktischen Abläufe einzustudieren. Der FC weiß, was er bekommt. Modeste weiß, was er leisten muss und kann. Der Franzose würde zudem keine Ablöse kosten, wäre in der „Anschaffung“ also erschwinglich. Baumgart und Modeste haben darüber hinaus schon zu einer Zeit funktioniert, als niemand mehr an den Stürmer glaubte. Und: Modeste ist sofort verfügbar, der FC kann sich mühsame Verhandlungen mit einem anderen Klub ersparen, stünde bei einem vertragslosen Spieler auch nicht unter Zeitdruck.

Wie glaubwürdig wäre eine Rückkehr?

Das klingt doch sehr vielversprechend. Deal Done, also. Oder? Nein, eine weitere Modeste-Rückkehr ist doch sehr unwahrscheinlich und würde die Geißböcke in eine karnevalistische Ecke drängen, die das Toni-Polster-Bläck-Fööss-Tape noch toppen würde. Fakt ist, dass zu einem Transfer in aller Regel alle Parteien erst einmal ihr Einverständnis geben müssen, zumindest ein grundsätzliches Wollen bekunden. Und schon an diesem Basispunkt wird es problematisch. Von einem Interesse der Kölner an Modeste ist rein gar nichts bekannt. Es gibt noch nicht einmal ein Gerücht, dass sich auf eine ernstzunehmende oder überhaupt eine Quelle beruft. Bislang ist es eine Netz-Diskussion, die noch einmal Feuer durch eine Umfrage der „Bild (€)“ bekommen hat. Die Bild hat auch die jeweiligen Seiten befragt. Während der FC diese Personalie demnach nicht kommentieren wollte, sagte Modeste, dass man nie wisse, was komme.

Aktuell hält sich der 35-Jährige bei der Fortuna und eben nicht beim FC fit und das wohl nicht ohne Grund. Modeste hat – neben sicherlich auch erinnerungswürdigen, emotionalen und lustigen Momenten – viel verbrannte Erde am Geißbockheim hinterlassen. Vor allem, als er vor einigen Wochen die Kölner Verantwortlichen scharf kritisierte. Nach seinen Worten, bei denen es um unterschiedliche Wahrnehmungen in Sachen Gehalt, Vertragsverlängerung, seine Zukunft beim FC, aber auch um Wertschätzung ging, ist eine Vertragsverhandlung zwischen ihm und Christian Keller nur noch sehr schwer vorstellbar. Zu weit liegen die wahrgenommenen Realitäten auseinander. Eine Versöhnung, ein kölsches Schwamm drüber, ist sicher möglich, aber unwahrscheinlich, beide Parteien würden komplett ihre Glaubwürdigkeit verlieren.

Reicht die Qualität noch für Bundesliga?

Vermutlich wäre das Thema Glaubwürdigkeit spätestens nach dem dritten Modeste-Tor bereits wieder vom Tisch. Nur kommt es überhaupt zu drei Toren? Die Antwort dieser Frage ist rein spekulativ. In der Theorie kann Modeste drei Tore genauso wie 20 schießen. Für den BVB waren es in der vergangenen Spielzeit zwei, für Köln eine Saison zuvor eben jene 20. Allerdings ist Modeste mittlerweile 35 Jahre alt, es wird einen Grund haben, warum der Franzose in der Bundesliga noch keinen neuen Klub gefunden hat. Die Datenscouts von Global Soccer Network belegten anhand von zahlreichen Daten, dass Modeste in der 20-Tore-Saison deutlich überperformt, also über seinem Leistungsniveau abgeliefert hat. Dabei handelt es sich um KI, die Wahrheit liegt bekanntlich auf dem Platz. Nur würde der FC ohne eine Torgarantie dann doch ein gewisses Risiko eingehen. Denn umsonst wird Modeste, dem eine gewisse finanzielle Neigung nachgesagt wird, nicht zu den Geißböcken wechseln wollen. So groß ist die so oft beteuerte Liebe dann doch nicht. Muss sie ja auch nicht. Wie könnte also ein leistungsbezogener Vertrag – wie von einigen Usern gefordert – aussehen? Wäre Modeste nach den Querelen der Vergangenheit bereit dazu?

Modeste betonte, dass er noch zwei Spielzeiten auf höchstem Niveau spielen will. Hat er das Zeug dazu? Natürlich hat FC-Trainer Steffen Baumgart bereits bewiesen, dass er aus Modeste das Maximum rausholen kann. Dem 51-Jährigen ist auch durchaus zuzutrauen, dass er es nochmal schafft. Dem Trainer ist es aber mindestens genauso zuzutrauen, dass er auf das Modeste-Theater keine Lust mehr hat und seinem einstigen Top-Stürmer die Tür nicht mehr öffnet.

Selke oder Modeste – wer würde spielen?

Denn der Coach hat eigentlich einen Mittelstürmer in den eigenen Reihen. Einen robusten, großen Zielspieler, wenn auch einen angeschlagenen. Baumgart hat auch den formschwachen Davie Selke wieder in die Spur gebracht, ihn in Windeseile zum Publikumsliebling gemacht. Und Selke hat in der vergangenen Spielzeit geliefert. Sollte dieser wieder fit sein und Modeste tatsächlich zum FC wechseln, müsste man sich die Frage nach der ersten Elf stellen. Mit beiden Zielspielern werden die Kölner unter Baumgart sicher nicht agieren. Unruhe ist vorprogrammiert.

Eine Unruhe, die die Kölner ganz einfach umgehen können und mit großer Sicherheit auch werden. Die Debatte um Anthony Modeste findet bislang nur im Netz statt. Dort sollte sie auch bleiben.

Kommentar: Hoffnung und Warnung zugleich

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Kommentar: Hoffnung und Warnung zugleich

Der 1. FC Köln kam bei Borussia Dortmund einer Überraschung sehr nahe. Das lag an der starken Defensivleistung. Dass es am Ende keinen Punkt gab, an der schwachen Chancenverwertung. Der Saisonauftakt macht Hoffnung auf mehr, er sollte aber auch als Warnung wahrgenommen werden.

Bis weit in die Schlussphase war der FC in Dortmund näher an einem Sieg als die Borussia – trotz der deutlichen Dominanz der Westfalen. Der Erfolg in Osnabrück, die Leistung in Dortmund – der FC scheint auch in diesem Jahr wieder zu funktionieren. Oder? Dazu unser Kommentar: Hoffnung und Warnung zugleich.

Mit dem knappen Erfolg über den VfL Osnabrück und der unglücklichen Niederlage beim Deutschen Vizemeister ist der FC ordentlich in die neue Saison gestartet. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Unterm Strich steht aber ein Saisonauftakt, der durchaus Hoffnung auf mehr machen darf. Das 3:1 nach Verlängerung über die Niedersachsen hält für Steffen Baumgart und sein Team zumindest den Traum vom Pokalfinale in Berlin aufrecht, das 0:1 in Dortmund hat wiederum die Kritiker Lügen gestraft, die nach den Hector- und Skhiri-Abgängen bereits vor dem ersten Spieltag den sicheren Gang in die Zweitklassigkeit prophezeit haben. Die Leistung beim BVB stimmte nicht nur, sie war in weiten Teilen erstklassig.

Die Begegnung in Dortmund hat jedenfalls bewiesen, dass Steffen Baumgart seinen Zauber auch in der dritten Saison am Geißbockheim noch nicht verloren hat. Dortmund war ohne Frage das Team mit mehr Ballbesitz, vermutlich mit den besseren Individualisten und womöglich auch mit der besseren Spielanlage – die größeren Chancen, mehr Leidenschaft, mehr Herz, vor allem aber mehr Ideen brachte der FC auf den Platz. Köln führte den hochgelobten Titelaspiranten an den Rande einer Niederlage, hat ihn vor eine schwere Aufgabe gestellt, ihn überrascht und geärgert. Nichts anderes hat Baumgart versprochen, nichts anderes hat der FC geliefert. Köln macht auch in der dritten Spielzeit unter dem 51-Jährigen Spaß. Zudem scheint auch in dieser Saison der Plan aufzugehen, junge Spieler zu entwickeln, ihnen Vertrauen zu schenken, sie stark zu reden und zu machen und dafür eine gute Leistung zurückgezahlt zu bekommen. Rasmus Carstensen könnte ein solcher Akteur werden, genauso wie Max Finkgräfe.

In beiden Spielern lässt sich aber auch ein aktuelles Problem der Geißböcke ablesen. Trotz ihrer guten Leistungen wurden sie auf Positionen eingesetzt, die sie zwar schon gespielt haben, die aber nicht ihrer Kernaufgabe entsprechen. Vielleicht aufgrund ihres Potenzials, wahrscheinlich aber, weil dem FC die Alternativen fehlen. Der Kader ist – auch aufgrund von Verletzungen – auf einigen Positionen sehr dünn besetzt. Baumgart schiebt die einen Spieler hin, die anderen her. Der Eindruck von Lückenbüßern ist nicht gänzlich von der Hand zu weisen. Ein Luca Kilian als Stoßstürmer ist ein eindeutiger Beleg für fehlendes Personal. Das kann gut gehen, muss es aber auf lange Sicht nicht. Natürlich werden Akteure wie Linton Maina und Steffen Tigges bald zurückkehren, dafür werden sehr wahrscheinlich andere ausfallen. Es bleibt ein Tanz auf dünnem Eis, selbst wenn in diesen Tagen der Deal mit Faride Alidou dann endlich über die Bühne geht.

Zudem sollte man, nein, man darf bei all der Freude über die gute Leistung einen anderen Aspekt nicht aus den Augen verlieren: der FC steht ohne Punkte da. Klar, in der Liga ist erst die erste Etappe absolviert, 33 weitere werden folgen. Also kein Grund zur Panik. Die Leistung macht Lust und Hoffnung auf mehr. Das Ergebnis gegen den BVB sollte aber zumindest als Warnung verstanden werden. Denn am Ende des Tages werden gute Leistungen alleine nicht reichen – es braucht eben doch Punkte.

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Die Hollerbach-Absage ist unglücklich, aber kein Grund zur Panik

Benedict Hollerbach jubelt nach einem Tor
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Die Hollerbach-Absage ist unglücklich, aber kein Grund zur Panik

Benedict Hollerbach galt bereits als sicherer Kandidat beim 1. FC Köln. Offenbar steht der 22-Jährige vor einem Wechsel nach Berlin. Die Enttäuschung über den geplatzten Deal sollte sich aber in Grenzen halten.

Er ist 22 Jahre alt, noch Stürmer des SV Wehen Wiesbaden und ein seltsames Phänomen – Benedict Hollerbach hat die bisherige Transferphase des 1. FC Köln mitbestimmt. Mittlerweile ist der Deal vom Tisch und doch offenbar noch immer präsent. Warum eigentlich? Fakt ist: Die Hollerbach-Absage ist unglücklich, aber sicher kein Grund zur Panik.

Benedict Hollerbach jubelt nach einem Tor
Foto: picture-alliance

Die Vorzeichen waren eindeutig. Als Benedict Hollerbach den SV Wehen Wiesbaden Anfang Juni nahezu im Alleingang in der Relegation gegen Bielefeld Richtung 2. Bundesliga schoss, lehnte sich der ein oder andere FC-Fan voller Vorfreude entspannt zurück. Mit einer starken Leistung hatte der Angreifer eine Bewerbung abgegeben, der es zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht mehr bedurft hatte. Denn damals deutete viel darauf hin, dass der 22-Jährige in der kommenden Spielzeit seine Zelte rund um das Geißbockheim aufschlagen würde. Tatsächlich waren die Gespräche weit fortgeschritten, wie Sportdirektor Christian Keller am Montag im Rahmen des ersten Trainings erklärte. „Wir haben mit Benedict sehr, sehr früh gesprochen. Er hat uns auch sehr, sehr früh ein Commitment abgegeben, aber wir konnten nicht Ja sagen“, so der Sportdirektor.

Hollerbach zwischenzeitlich Hoffnungsträger

Die Mühen der Kölner waren umsonst. Union Berlin soll das Rennen machen, Hollerbach wird wohl zu den Eisernen wechseln. „Wenn du die Chance bekommst, Champions League zu spielen, gehen Leute von heute auf morgen“, sagte FC-Trainer Steffen Baumgart noch am Freitag. Keller bestätigte am Montag, dass letztlich die Transfersperre, die die FIFA dem FC verhängt hatte und die mittlerweile vom CAS zumindest ausgesetzt wurde, ein entscheidender Faktor beim geplatzten Deal gewesen sei. Aus dem Wechselspiel zwischen Gerücht, Absage, weiteren Gerüchten und der nächsten Absage hat sich aber ein fast schon bizarres Eigenleben entwickelt. Über kaum einen potenziellen Neuzugang wurde so viel spekuliert, diskutiert und letztlich auch kritisiert. Hollerbach avancierte vom Hoffnungsträger zum Symbol einer fehlgeschlagenen, zumindest schwachen Transferpolitik. Aber stimmt das?

Fakt ist, dass sich durch den Aufstieg in die 2. Bundesliga die Vertragssituation des Spielers grundlegend verändert hat und sowohl Hollerbach als auch die Verantwortlichen von Wehen Wiesbaden ein ganz anderes Blatt im Vertragspoker auf der Hand halten. Es ist vollkommen legitim, dass Hollerbach die Königsklasse dem FC vorzieht. Legitim, wenn auch nicht zwingend sinnvoll. Denn fraglich bleibt, ob der 22-Jährige bei den Eisernen überhaupt Spielzeit erhält. Genauso fraglich ist aber auch die Rolle, die Hollerbach beim FC gespielt hätte. Der junge Offensivspieler ist ein unbeschriebenes Blatt der höchsten deutschen Spielklassen, hat bislang „nur“ in der dritten Liga Profifußball geschnuppert. Zumindest so unbeschrieben, dass das Attribut „Hoffnungsträger“ für einen Bundesligisten schon sehr hoch gegriffen ist. Die Kölner Scouts werden sich bei dem möglichen Transfer natürlich etwas gedacht haben, werden Potenzial gesehen haben, das Bild, das sich viele Fans anhand der durchaus starken Leistungen in den Relegationsspielen gemacht haben, ist aber ein verzerrtes.

Wie gut ist Benedict Hollerbach wirklich?

Hollerbach erzielte in 37 Spielen der regulären Saison 14 Tore und ist damit einer der erfolgreichsten Stürmer der dritten Liga – zumindest nach der Anzahl der Tore. Bei den Spielminuten, die der Stürmer pro Treffer benötigt hat, liegt Hollerbach dann nur noch auf Rang 28. Das Zahlenspiel zeigt die Range, die die 14 Treffer ausmachen. Auch diese Zahlen sagen demnach nicht unbedingt etwas über die Qualität des Angreifers nach einem potenziellen Aufstieg aus. Greifbarer könnte die Qualität KI machen. Die Datenscouts von Global Soccer Network (GSN) analysieren anhand von 12.000 bis 15.000 Daten pro Akteur sowie Algorithmen mehr als 500.000 Fußballspieler weltweit. Das Unternehmen berät internationale Top-Klubs wie Paris St. Germain in Transfer-Fragen. Für Benedict Hollerbach berechnen die Experten aktuell einen Wert von 55.79, damit fällt der 22-Jährige in die GSN-Kategorie „Zweitliga-Durchschnitt“. GSN sieht aber auch noch Entwicklungspotenzial. So könnte Hollerbach einen Wert von 62.45 erreichen und wäre damit in der Kategorie „unterdurchschnittlicher Bundesligaspieler“ wiederzufinden. Zum Vergleich: Luca Waldschmidt kommt aktuell auf einen Wert von 74.03. Er gehört damit der Kategorie „internationale Klasse“ an. GSN berechnet das Potenzial sogar auf 78.14.

Dustin Böttger, ehemaliger Scout und CEO von GSN, betont, dass Daten und Zahlen nicht die ganze Wahrheit sind. Unter anderem auch, weil es immer Unwägbarkeiten gäbe. Aktuell bewegt sich die Trefferquote des Unternehmens auf 90 Prozent zu. Dennoch muss Hollerbach erst einmal beweisen, dass er das Zeug hat, Bundesliga zu spielen. Vorher braucht sich kein FC-Fan zu grämen.

Ob der FC noch einmal auf der Position nachlegt, ist offen, hat aber nicht mehr die höchste Priorität. Tatsächlich sind die Kölner in der Offensive gut aufgestellt – trotz Hollerbach-Absage und Thielmann-Verletzung. Mit Tim Lemperle, Sebastian Andersson und Ondrej Duda haben die Kölner drei Offensivspieler abgegeben, die eine kleine bis gar keine Rolle mehr unter Steffen Baumgart gespielt haben. Luca Waldschmidt traut man laut Christian Keller eine Stammposition zu, Mark Uth soll ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Alleine durch diese beiden Neuzugänge wird der FC voraussichtlich variabler als noch in der Vorsaison sein – auch auf den Außen. Die Hollerbach-Absage ist zwar unglücklich, aber ganz sicher kein Grund zur Panik.

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